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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 4
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Klar, Martin: Studien zum Werk des Töpfers MF
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0217

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bildung der Details, sondern auch durch eine lebensvolle Auffassung und
derbe Wiedergabe der Persönlichkeiten, die wie nach dem Leben modelliert
erscheinen.
Aus der Zeit, in der MF seine buntglasierten Statuetten schuf, lassen sich
weitere Arbeiten von ihm, nämlich Ofenkacheln und Reliefs, nachweisen.
Eine grünglasierte, in erhabener Schrift bezeichnete Kachel, die Geburt Christi
MF 1603 (Abb. 3), befindet sich im Ortsmuseum in Velten, eine Wiederholung im
Nationalmuseum in München. Es ist mir nicht gelungen, das Stichvorbild fest-
zustellen und die Serie, zu der die Kachel gehört, zusammenzustellen. Im For-
mat und im Profil der abschließenden Rahmenleiste macht sich Nürnberger
Einfluß geltend. Die Modellierung ist derb, die Perspektive nicht gelungen.
Auch die Umrahmung ist als ein Werk des MF anzusehen. Seine Hand ver-
rät sich durch die groteske Maske, die als Medaillonfüllung in die Mitte der
Beschlagwerkleiste gesetzt ist. Die Signierung der Kachel mit Hilfe der Ma-
trize läßt mit Sicherheit darauf schließen, daß MF. ein Töpfer war, der eine
selbständige Werkstatt inne hatte. Die gleiche Umrahmung findet sich bei
einer Kachelfolge, auf der die fünf Sinne durch Halbfiguren von Damen mit
den Attributen: Spiegel, Blumenstrauß, Laute, Vogel und Beere dargestellt
sind. „Der Geschmack“ und „das Gesicht“, beide bezeichnet MF 1603 (Abb. 4),
befinden sich in unglasierten Exemplaren im Berliner Schloßmuseum. Die übri-
gen drei Sinne sind nur in unbezeichneten grünglasierten Kacheln, teils im
Schloßmuseum in Berlin, teils im Nationalmuseum in München erhalten; sie
sind Ausformungen einer unbekannten Werkstatt. Das Vorbild für diese
kostümgeschichtlich interessante Folge konnte ich nicht auffinden. Schnitt
und Form der Tracht entspricht der Mode am Hofe Heinrich III., die
Schlitze verweisen auf die Niederlande, die die französische Mode übernahm.
Die Darstellung muß in jener Zeit beliebt gewesen sein. MF hat sie mehr-
fach benutzt. Das Städtische Museum in Brieg bewahrt drei Reliefs aus ge-
branntem Ton: Geschmack, Geruch und Fühlen mit der Jahreszahl 1603 und
dem Meisterzeichen MF, die ign unter Kalkputz in der gewölbten Flurhalle
des Hauses Ring g zu Brieg gefunden worden sind. Diese freihändig model-
lierten unglasierten Bildplatten stimmen genau mit den entsprechenden Ka-
chelbildern überein, sind aber in Höhe und Breite je drei Zentimeter kürzer
als diese, können also nicht die Modelle dazu sein. Das reiche Beiwerk im
Kostüm ist mit dem derben Werkstoff aufs genaueste wiedergegeben; in ihrer
weichen Modellierung sind diese Arbeiten Meisterstücke keramischer Kunst.
Eine zweite Ausführung sind die Rundmedaillons, die sich in der Samm-
lung Walcher von Molthein befanden und heute, wie ich höre, Eigentum des
Herrn Rudolf von Guttmann in Schloß Kallwang (Steiermark) sind. Die be-
kannten Kompositionen wurden hier soweit geändert, als es notwendig war,
um sie dem Rundformat anzupassen. Walcher hat diese Medaillons in seinem
Werke „Bunte Hafnerkeramik der Renaissance“ besprochen und als Mo-
delle für die Kacheln des Stuhlfeldener Ofens bezeichnet, die sich heute im
Museum Carolino Augusteum in Salzburg befinden. Abgesehen davon, daß die
Medaillons in den Details nicht genau mit den Kacheln übereinstimmen,
sprechen schon die profilierten Rahmen, die mit den Reliefs aus einem Stück
gearbeitet sind, gegen diese Annahme. Sind die Rundbilder auch unbezeich-
net, so lassen sie doch die Hand des MF Zug für Zug bis zu den Typen der
Buchstaben erkennen. Die Medaillons des MF sind mit den Kacheln des
Stuhlfeldener Ofens nur durch das gemeinsame Stichvorbild verbunden.
Wichtiges Material für MF und seine Werkstatt bietet sich uns in den kera-
mischen Funden, die bei Ausschachtungsarbeiten in Leipzig zu verschiedenen

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