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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 4
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Klar, Martin: Studien zum Werk des Töpfers MF
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0218

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Zeiten und an verschiedenen Stellen gemacht und in der Sammlung Nähe des
Stadtgeschichtlichen Museums und im Grassi-Museum gesammelt wurden.
Unter diesen Fundstücken lassen sich die Fragmente von 13 verschiedenen
Soldatenfiguren des MF nachweisen. Die Fundorte waren: die ehemalige
Schindergrube am Roßplatz (1886), die Nikolaistraße (1907) und die Westseite
des Marktplatzes (ign und igi2). Fünf Statuetten der Sammlung Näbe und
eine in Näbes Privatbesitz waren soweit erhalten, daß sie restauriert werden
konnten. Ihre Höhe wechselte zwischen 33 und 40 Zentimeter. Alle Leipziger
Fragmente sind einfarbig grün oder schwarz glasiert und erweisen sich als
immer neue Varianten ein und derselben Gattung von Figurenplastik, deren
stattlichste Vertreter besprochen worden sind. Bereichern die Leipziger Funde
auch nicht unsere Anschauung von dem plastischen Können des Meisters MF,
so gewinnen wir doch einen Eindruck von dem Umfange seines Schaffens.
Drei Sockel tragen eingeritzte Bezeichnungen, und zwar: g MF 3, gMFg und
1601. Damit haben wir neue Daten, auf Grund derer angenommen werden muß,
daß die einfarbigen Figuren die Vorläufer der buntbehandelten gewesen sind.
Das 1593 bezeichnete Bruchstück im Stadtgeschichtlichen Museum ist ein
unglasiertes Verwurfsstück und in engster Anlehnung an ein Blatt von de
Gheyn P. 134 geschaffen.
Die Vermutung, daß die MF-Figuren dort hergestellt worden sind, wo sie in
so großer Zahl gefunden wurden, ist naheliegend; sie wird bestätigt, wenn
auch Ofenkeramik des MF unter den Leipziger Bodenfunden nachweisbar
ist. In der Tat sind in Leipzig Kacheln mit Soldatendarstellung zutage ge-
kommen, die trotz der Ungleichmäßigkeit ihrer grünen Glasur in der detaillier-
ten Ausführung und der weichen Modellierung unverkennbar den Stil des MF
tragen. Den Kacheln liegen Stichvorbilder zugrunde, es sind benutzt worden:
Blätter von Goltzius B 125 und 126 (Abb. 5) und de Gheyn d. Ä. P. 133, 13g, 141.
Die Rahmen zeigen anmutige Kinder Karyatiden, deren Gewand eine Brustseite
freiläßt. Neben der gewöhnlichen Rechteckform erscheint ein Breitformat, das
zwei Bogennischen zusammenfaßt und eine paarweise Gruppierung der Fi-
guren zuläßt. Das läßt auf eine Ofenform schließen, die sich nach oben hin
verjüngt. Das Fragment eines Aufsatzstückes im Stadtgeschichtlichen Museum
(Abb. 6) verrät uns, daß die Soldatenöfen des MF, an den Ecken von Soldaten-
figuren bekrönt waren, die mit dem Oberkörper freiplastisch aus einem Akan-
thuskapitäl herauswuchsen und dem Profil des Gesimses angeschmiegt waren.
Dieses Bruchstück ist nicht mit der gleichen Sorgfalt ausgeführt wie die Sta-
tuetten des MF, stimmt aber nicht nur im Kostüm, sondern auch in der Art
der Modellierung so unmittelbar mit jenen überein, daß kein Zweifel über die
gemeinsame Autorschaft bestehen kann. Lassen sich mithin unter den Leip-
ziger Funden nicht nur Statuetten, sondern auch Ofenkacheln des MF nach-
weisen, so liegt kein Grund vor, seine Werkstatt wo anders als in Leipzig
selbst oder in der nächsten Umgebung davon zu suchen.
Der Versuch, das Werk des MF durch stilkritische Vergleichung zu er-
weitern, stößt heute noch auf allergrößte Schwierigkeiten. Mit einiger Sicher-
heit läßt sich ein Kachelmodell im Berliner Schloßmuseum, die Halbfigur
eines Trommlers (Abb. 7), als eine Arbeit des MF ansprechen. Eine Matrize
mit dem gleichen Rahmen und Vorwurf befindet sich im Museum in Lübeck.
Eine zweite Matrize, die in Kohren bei Leipzig gefunden wurde und ein Sol-
datenweib zeigt, gehört mit dem Lübecker zu einer Serie.
Mit dem Werk des Meisters MF löst sich aus der Menge der anonymen
sächsischen Töpfer ein Handwerker von ausgesprochener Individualität. Reicht
auch das Material nicht aus, seine Leistungen voll zu übersehen und seine

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