Monogrammist IH, der Pazaurek von Helmhack und WR beeinflußt erscheint,
die frühere Stufe darstellt. Die technischen Mängel seiner Malerei sprechen
dafür und die in dieser ganzen Gruppe allerdings beklagenswert spärlichen
Datierungen widersprechen der Annahme zum mindesten nicht: WR datiert
zweimal, 1681 und 1683, von Helmhack haben wir nur den einen datierten Krug
von 1691, während für IH das Datum der alten Zinnfassung des Kruges im
Frankfurter Museum, 1677, vorliegt. — Der von Pazaurek der Helmhack-Werk-
statt zugewiesene Walzenkrug bei J. Rosenbaum in Frankfurt (Abb. 33) hat
mit dieser kaum noch etwas zu tun.
Ist der Adam- und Eva-Teller der Abbildung 47 mit der Jahreszahl 1546 wirk-
lich eine Fälschung vom Anfang des 18. Jahrhunderts oder nicht vielleicht eher
ein damals gearbeitetes Ergänzungsstück ? Wir kennen ja die zum Teil die
Kordenbuschmarke tragenden Albarellen im Stil der italienischen Majoliken
(z. B. im Schloßmuseum, Berlin, im Museum für Kunst und Gewerbe, Ham-
burg, in der Sammlung Riesebieter, Oldenburg). Diese im Scharffeuer dekorier-
ten Albarellen sind zweifellos Ersatzstücke für eine ursprünglich mit italie-
nischen Majoliken ausgestattete Nürnberger Apotheke.
Der Krug mit Lepautre-Ranken (Abb. 52) ist von derselben Hand gemalt v/ie
der schöne Reiterschlachtkrug des Museums für Kunst und Kunstgewerbe in
Halle a. d. S. Beide Krüge haben dieselbe zarte Lorbeerkranzzier am Halse.
Der von Pazaurek Nr. 58 Anm. 1 erwähnte Krug des Monogrammisten MS
mit der auf der Standfläche eingebrannten Schrift Schmerzen Reich ist in-
zwischen auf der Ausstellung Meisterwerke deutscher Fayencekunst in Frank-
furt a. M. im Besitz von H. Cloos in Gießen wieder aufgetaucht. Sollte die Auf-
schrift sich auf die Darstellung beziehen? Als Signatur ist sie jedenfalls nicht
zu verwerten und MS bleibt wie bisher vorläufig namenlos.
Mit freundlicher Genehmigung von Erik Wettergren bilden wir hier erst-
malig zwei MS-Krüge des Nationalmuseums in Stockholm ab: der Jagdkrug
mit Nürnberger Zinnstempel ist in Purpur gemalt, bei dem Puttenkrug mit der
italienischen Versinschrift „Dolci Jacci d’Amore, dolci ingannie“ stehen die
Putten in Purpur vor der schwarzen Waldlandschaft in sehr eigenartiger und
schöner Farbenwirkung. — Der gleichfalls hier erstmalig abgebildete Enghals-
krug, eine Neuerwerbung des hamburgischen Museums für Kunst und Ge-
werbe, ist gewiß, trotzdem die Signatur fehlt, eine eigenhändige Arbeit Barto-
lomaeus Senters, dagegen halte ich den Krug der Abbildung 72 bei Pazaurek
nach Prüfung des Originals für eine moderne Fälschung. Ihm sind zwei weitere
Enghalskrüge gleichen Stils anzuschließen, die mit der Sammlung Clemens in
das Kölner Kunstgewerbemuseum gelangt sind und dort leider bis auf weiteres
ausgestellt werden bleiben müssen.
Die ganze Gruppe der viel umstrittenen, von Pazaurek nun S. 102ff. für Augs-
burger Hausmalerei erklärten Fayencen mit bunten kleinfigürigen Chinesen
und reicher Goldhöhung ist doch wohl sicher in der Künersberger Manufaktur
entstanden, freilich unter stärkstem Einfluß der Augsburger Aufenwerth-Werk-
stätte, deren Feststellung eines der großen Verdienste von Pazaureks Unter-
suchung ist. Nur scheint er mir jetzt den Kreis der hierher gehörenden ;Por-
zellandekore doch zu weit zu ziehen: Es scheint mir ganz unmöglich, auch die
frühen Watteaustücke in Schwarz und Eisenrot oder bunten Schmelzfarben
und die bunten Genremalereien alle ein und derselben Werkstatt zuzuschreiben,
zumals Uns für Augsburg ja verschiedene Hände bezeugt sind.
Wie schwierig aus vielen Gründen gerade die stilkritische Scheidung und
Festlegung all der vielen verschiedenen Chinoiserie-Gattungen des frühen
18. Jahrhunderts ist, zeigt z.B. Pazaureks Beurteilung der interessanten Bein-
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die frühere Stufe darstellt. Die technischen Mängel seiner Malerei sprechen
dafür und die in dieser ganzen Gruppe allerdings beklagenswert spärlichen
Datierungen widersprechen der Annahme zum mindesten nicht: WR datiert
zweimal, 1681 und 1683, von Helmhack haben wir nur den einen datierten Krug
von 1691, während für IH das Datum der alten Zinnfassung des Kruges im
Frankfurter Museum, 1677, vorliegt. — Der von Pazaurek der Helmhack-Werk-
statt zugewiesene Walzenkrug bei J. Rosenbaum in Frankfurt (Abb. 33) hat
mit dieser kaum noch etwas zu tun.
Ist der Adam- und Eva-Teller der Abbildung 47 mit der Jahreszahl 1546 wirk-
lich eine Fälschung vom Anfang des 18. Jahrhunderts oder nicht vielleicht eher
ein damals gearbeitetes Ergänzungsstück ? Wir kennen ja die zum Teil die
Kordenbuschmarke tragenden Albarellen im Stil der italienischen Majoliken
(z. B. im Schloßmuseum, Berlin, im Museum für Kunst und Gewerbe, Ham-
burg, in der Sammlung Riesebieter, Oldenburg). Diese im Scharffeuer dekorier-
ten Albarellen sind zweifellos Ersatzstücke für eine ursprünglich mit italie-
nischen Majoliken ausgestattete Nürnberger Apotheke.
Der Krug mit Lepautre-Ranken (Abb. 52) ist von derselben Hand gemalt v/ie
der schöne Reiterschlachtkrug des Museums für Kunst und Kunstgewerbe in
Halle a. d. S. Beide Krüge haben dieselbe zarte Lorbeerkranzzier am Halse.
Der von Pazaurek Nr. 58 Anm. 1 erwähnte Krug des Monogrammisten MS
mit der auf der Standfläche eingebrannten Schrift Schmerzen Reich ist in-
zwischen auf der Ausstellung Meisterwerke deutscher Fayencekunst in Frank-
furt a. M. im Besitz von H. Cloos in Gießen wieder aufgetaucht. Sollte die Auf-
schrift sich auf die Darstellung beziehen? Als Signatur ist sie jedenfalls nicht
zu verwerten und MS bleibt wie bisher vorläufig namenlos.
Mit freundlicher Genehmigung von Erik Wettergren bilden wir hier erst-
malig zwei MS-Krüge des Nationalmuseums in Stockholm ab: der Jagdkrug
mit Nürnberger Zinnstempel ist in Purpur gemalt, bei dem Puttenkrug mit der
italienischen Versinschrift „Dolci Jacci d’Amore, dolci ingannie“ stehen die
Putten in Purpur vor der schwarzen Waldlandschaft in sehr eigenartiger und
schöner Farbenwirkung. — Der gleichfalls hier erstmalig abgebildete Enghals-
krug, eine Neuerwerbung des hamburgischen Museums für Kunst und Ge-
werbe, ist gewiß, trotzdem die Signatur fehlt, eine eigenhändige Arbeit Barto-
lomaeus Senters, dagegen halte ich den Krug der Abbildung 72 bei Pazaurek
nach Prüfung des Originals für eine moderne Fälschung. Ihm sind zwei weitere
Enghalskrüge gleichen Stils anzuschließen, die mit der Sammlung Clemens in
das Kölner Kunstgewerbemuseum gelangt sind und dort leider bis auf weiteres
ausgestellt werden bleiben müssen.
Die ganze Gruppe der viel umstrittenen, von Pazaurek nun S. 102ff. für Augs-
burger Hausmalerei erklärten Fayencen mit bunten kleinfigürigen Chinesen
und reicher Goldhöhung ist doch wohl sicher in der Künersberger Manufaktur
entstanden, freilich unter stärkstem Einfluß der Augsburger Aufenwerth-Werk-
stätte, deren Feststellung eines der großen Verdienste von Pazaureks Unter-
suchung ist. Nur scheint er mir jetzt den Kreis der hierher gehörenden ;Por-
zellandekore doch zu weit zu ziehen: Es scheint mir ganz unmöglich, auch die
frühen Watteaustücke in Schwarz und Eisenrot oder bunten Schmelzfarben
und die bunten Genremalereien alle ein und derselben Werkstatt zuzuschreiben,
zumals Uns für Augsburg ja verschiedene Hände bezeugt sind.
Wie schwierig aus vielen Gründen gerade die stilkritische Scheidung und
Festlegung all der vielen verschiedenen Chinoiserie-Gattungen des frühen
18. Jahrhunderts ist, zeigt z.B. Pazaureks Beurteilung der interessanten Bein-
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