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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0088
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Max Beckmann Strand von Scheveningen. Öl. 1928
Mit Genehmigung der Galerie Flechtheim / Aus der Beckmann-Ausstellung der Galerie Flechtheim, Berlin

RUNDSCHAU

NEUERWERBUNGEN DER ÖSTERREI-
CHISCHEN GALERIE
In den letzten Monaten wurde von der Direktion
der Österreichischen Galerie im Belvedere wiederum
eine Reihe bemerkenswerter Käufe durchgeführt,
die sich auf sämtliche Abteilungen erstrecken. So
wurden für das Barockmuseum zwei für Hei-
ligenkreuz gearbeitete, ungefaßte lebensgroße Al-
tarfiguren Giulianis, ein hl. Sebastian und ein hl.
Rochus, angekauft. Von einem Altar stammen auch
vier naturalistisch gefaßte, stark bewegte Putten
mit goldenen Früchten von der Hand des Schwei-
zers Joh. Meinrad Guggenbichler, die denen in
Mondsee verwandt sind. Zwei überlebensgroße flie-
gende Engel, Arbeiten eines niederösterreichischen
Meisters aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, ferner
ein bemalter und vergoldeter Wandaltar aus der
Zeit um 1760, der zahlreiche kleinere Figuren
innerhalb reicher Rocaille birgt, sind ebenfalls
für das Museum erworben worden. Ein Meister-
werk des Steiermärkers Schoy ist die Denkmal-
freigruppe mit dem hl. Nepomuk, eine Gruppe
von leidenschaftlicher Bewegtheit und dabei doch
von plastischer Geschlossenheit. Der in Wien tätige
Tscheche Philipp Prokop ist der Urheber eines
Terrakottabozzetto, darstellend Äneas mit Anchises
auf den Schultern und dem (mit den beiden Fi-
guren nur sehr äußerlich in Beziehung gesetzten)
Ascaniusknaben, ein Entwurf für die überlebens-
große Gruppe im Parterre zu Schönbrunn. Zum
Werke des Joh. Evangelist Dorfmeister gehört eine
kleine Holzgruppe, darstellend Kind und Schutz-
engel.
In die G.alerie des 19. Jahrhunderts fand
Pli. 0. Runges ernst-eindringliches, in braunroten
Tönen aus dem Grau des Hintergrundes wuchten-

des Bildnis des Malers F. A. von Klinkowström
Eingang, das, wie sich literarisch feststellen läßt,
im November 1808 gemalt ist. Zu notieren ist auch
A. Kochs »Berner Oberland«, die erste im Jahre
1815 entstandene Fassung des großen Bildes im
Innsbrucker Ferdinandeum. Von Arbeiten öster-
reichischer Künstler wurden erworben: eine kleine
klassizistische Bleigruppe J. M. Fischers, »Hagar
und Ismael«, ein Damenbildnis Leopold Kuppel-
wiesers, von P. Fendi das Bildnis des Bratsche
spielenden Herrn Wödl, von Amerling das Bildnis
seiner Mutter vom Jahre i836, eines der inner-
lichsten Bildnisse des Meisters, dessen Kunst unter
den Neuerwerbungen noch durch das Doppelbild-
nis der Gattin des Bankiers Pereira und deren
Tochter Flora veranschaulicht wird. Gauermann ist
mit einer ungemein lebendigen frühen Eandschaft-
skizze vertreten. Pmmako mit einem Zigeunerlager,
das ähnliche Schilderungen Pettenhofens durch
seine Zurückdrängung des Gegenständlichen zu
Gunsten der künstlerischen Gesamtwirkung und
seine koloristische Intensität übertrifft.
Der Bestand der Modernen Galerie, die im Früh-
jahr eröffnet werden soll, wurde um eine lebens-
große Bronze Rodins, »Eva«, bereichert. Ferner
um Eiebermanns Bildnis seiner Tochter (1916)
und die »Badenden Knaben« von Slevogl (1911).
Von Wiegele wurde ein Familienbild erworben, das
breiter und gelöster ist als seine älteren Werke.
Böckl ist unter den Ankäufen mit einer Land-
schaft (Ulrichsberg in Kärnten) und zwei Frauen-
akten vor grünem Vorhang vertreten. Weiter fin-
den sich Bilder von Thöny (Mondschein über dem
Murufer), Kitt (Frauenbild), ITarta (Französische
Landschaft), Andersen (Blumenbild), Frankl (SliIl-
leben mit Tonpfeife). Von Andersen stammt auch


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