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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 2
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Giedion, Sigfried: Sitzgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0087

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bar einfachen Problem zweifellos eine neue Be-
fruchtung des ganzen Gebietes hervorgehen wird,
so gilt die größte Sorge auch dem Stuhl »für das
Existenzminimum«.
Haben wir einmal diesen leichten, federnden, bil-
ligen Metallstuhl, so wird man weitergehen und
auch kompliziertere Bequemlichkeiten verlangen,
wie sie nur ein beweglicher Organismus gewähren
kann. Der heute noch schwerfällige amerikanische
Bureaustuhl mit seinen regulierbaren Kippmöglich-
keiten ist der erste Vorbote.
Es ist erstaunlich, wie rasch selbst auf dem Gebiet
des Möbelbaus die Umstellung in den am schöpfe-
rischen Prozeß beteiligten Ländern vor sich geht.
In der »Daily Mail« vom 17. August 1928 lesen wir
in einem Interview zwischen dem Korrespondenten
und einem Möbelfabrikanten des Faubourg St. An-

toine folgende Bichtlinien: »Früher fabrizierten
wir die sogenannten ,cosy-corner‘-Möbel (von allen
englischen Stühlen geht eine freundliche Kamin-
stimmung aus). Heute kauft jedermann eiserne
Möbel. Wir können keine hölzernen Stühle, Tische,
Betten und andere Möbel verkaufen, das Zeitalter
des Holzes, so scheint es fast, wird bald so weit zu-
rückliegen, wie die Steinzeit.«
Heinz und Bodo B.asch stellen in ihrem Buch: Der
Stuhl (Akademischer Verlag Dr. Fritz Wedekind
& Co., Stuttgart 1928) eine Forderung auf, die wir
alle haben und der Industrie überantworten: »Einen
Sitz für hundert Bedürfnisse, statt hundert Sitze
für hundert Bedürfnisse.«
(Mit Ausnahme Abb. 5 verdanken wir die Klischees dem
freundlichen Entgegenkommen des Verlages J. Hoff mann,
Stuttgart.)



A. Renoir

Les Canotiers ä Chatou. 1872 (100 : 8i cm)
Sammlung Adolph Lewisohn, New York

Aus dem kürzlich erschienenen Werk: »Renoir«. Von Julius Meier-Graefe
Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig-Berlin

5 Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft 2

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