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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 5
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Paatz, Walter: Ausstellung kirchlicher Textilkunst in Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0151

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Abb. 1. Gewebter Wandbehang aus Skog (Hälsingland). Schwedisch, 11./12, Jahrhundert

AUSSTELLUNG KIRCHLICHER TEXTILKUNST
IN STOCKHOLM VON WALTER PAATZ
Zur Zeit findet in Stockholm eine umfassende Ausstellung kirchlicher Textilien statt1.
Ausgehend von dem Wunsch, einmal die reichen magazinierten Textilbestände des
Stockholmer Historischen Museums zeigen zu können, hat der schwedische Reichs-
antiquar Dr. Sigurd Curman in den schönen Räumen von Liljevalclis Konsthall zu-
sammenzutragen versucht, was immer die öffentlichen und privaten Sammlungen
und die Kirchen Schwedens an Werken dieser Art herzugeben hatten.
Das Ergebnis seiner Bemühungen wird selbst die Kenner der schwedischen Kunst-
schätze überrascht haben. Es war eine Ausstellung ersten Ranges. »Ohne Über-
treibung kann gesagt werden, daß Schweden im Besitz wertvoller Textilien den füh-
renden Kulturländern des Kontinents gleichgestellt ist, und daß es im Kreise der
nordischen Länder einen unvergleichlichen Rang einnimmt« — diesen Passus des Aus-
stellungsprospektes konnte sich der deutsche Besucher mit voller Überzeugung zu
eigen machen. Schweden verdankt solchen Reichtum vornehmlich der Mäßigung, mit
der die Reformation die Einrichtungen der alten Kirche behandelt hat. Im Gegensatz
zu den meisten protestantischen Nationen erlaubte das Land nach dem Glaubenswechsel
seinen Geistlichen, sich beim Gottesdienst in herkömmlicher Weise zu kleiden, und
hielt an diesem Brauch bis auf den heutigen Tag fest. So entgingen die mittelalter-
lichen Textilien der Vernichtung und erhielten sich wenn nicht überhaupt unange-
tastet so doch wenigstens als Rohstoff zu neueren Gewändern, um nunmehr aus
heilsamer Verborgenheit wieder hervorzutreten. Ihre lange Reihe war in hervor-
ragender Weise geeignet, dem Besucher einen Überblick über die Entwicklung der
europäischen Textilkunst zu verschaffen.
Die ältesten Webereien Schwedens gehen bis in die Zeit der Christianisierung (11. und
12. Jahrhundert) zurück2. Es sind kirchliche Wandbehänge aus Werkstätten der Ost-
küste (Hälsingland). Sie zeigen figürliche Darstellungen -—- ob christlichen oder heid-
Katalog von Prof. Lindblom, Agnes Branting und Baron v. Ugglas. — Der Verfasser benutzt die
Gelegenheit, seinen Dank auszusprechen : der Nordischen Gesellschaft und dem Museum zu Lübeck
dafür, daß sie ihm den Besuch und das Studium der Ausstellung ermöglicht haben, dem Herrn
Reichsantiquar Dr. Curman und der Konsthistoriska Sälskapet in Stockholm für ihre gastfreund-
liche Aufnahme, sowie den Herren und Damen Prof. Lindblom, Agnes Branting, Dr. Thorde-
mann, Dr. Sjöblom und Berthil Berthelson für bereitwillig erteilte Auskünfte und Hilfe.
Die hier gegebene Darstellung stützt sich auf die historische Einleitung, mit der Baron v. Ugglas
den Katalog versehen hat.

1 0 Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft 5

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