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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 19
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Riesebieter, O.; Rudolph, M.: Die Erfurter Jahrtausend-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0581

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Wandbehang. Teilansicht Ende des 15. Jahrhunderts

DIE ERFURTER JAHRTAUSEND-AUSSTELLUNG

DIE THÜRINGER FAYENCENrAUSSTELLUNG
Im Gesamtrahmen der am 1. September eröffne-
ten Thüringer Ausstellung in Erfurt hat der ver-
dienstvolle Jvciter derselben, Museumsdirektor Dr.
Kunze, in Gemeinschaft mit seinen Assistenten Dr.
D i e c k und F räulein v. Pr'zychowski, zugleich
auch eine Ausstellung sämtlicher Fayencefabriken,
die im 18. Jahrhundert in den Thüringer Landen
bestanden haben, veranstaltet. Es liegt so viel Ma-
terial vor, daß als Gesamtergebnis der Ausstellung
nunmehr die Geschichte dieser Thüringer Fayence-
fabriken geschrieben werden kann. Weil auch hier
zu einer bestimmten Zeit von einer gemeinsamen
Fayencekultur gesprochen werden kann, wird dar-
in auch im Querschnitt eine Darstellung der mehr
oder minder zeitlich und stilistisch zusammenhän-
genden Betriebe gegeben werden können.
Die Erzeugnisse der Erfurter Manufaktur füllen
mehrere Säle, aber auch die von Dorotheenthal
sind sehr zahlreich vertreten. Daran schließen sich
dann die der kleineren Thüringischen Fabriken
Gera, Saalfeld, Rudolstadt, Abtsbessingen und Co-
burg an. Als vorläufiges Ergebnis der Ausstellung
ist festzustellen, daß bei weitem am produktivsten
die Erfurter J abrik gearbeitet hat, ihre Erzeug-
nisse aber im wesentlichen für den einfacheren

Bürgerstand berechnet gewesen sind und im Durch-*
schnitt an Qualität hinter den Erzeugnissen der
Dorothecnthaler Fabrik Zurückbleiben. Diese sind
auch in die Schlösser eingedrungen — man denke
hur an Arnstadt und Gehren —■ und es macht sich
hier bemerkbar, daß fürstliche Kreise die Grün-
dung Vornahmen und dann auch weiterhin den Be-
trieb stark beeinflußten. Das beweist schon ein
flüchtiger Blick auf die Schränke mit den schö-
nen, durchweg blau bemalten Fayencen mit dem
Laub- und Bandebvverkstil, dessen Wandlung vom
Barock zum Rokoko sich dabei verfolgen läßt, und
mit den prächtigen, in Scharffeuerfarben bemalten
Zier- und Gebrauchsgegenständen, sowie auf die an
den Wänden hängenden Platten des Malers Alex.
Leider fehlten in der Ausstellung noch einige ganz
besonders hervorragende Stücke, so die Vase Abb.
407 meines Buches, die sich jetzt im Kunstge-
werbemuseum Halle a. d. S. befindet, und der Satz
dreier mehrfarbiger großer Aasen der Sammlung
Ohlsen in Kopenhagen (Abb. 1292a—e des Kata-
logs Olilsen).
Was Qualität der Erzeugnisse anbelangt, so ist ne-
ben die Dorotheenthaler Fabrik die von Abtsbes-
singen zu stellen. Auch bei ihr macht sich der
fürstliche Einfluß stark geltend, der es zuwege

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