Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Heft 17
DOI Artikel:
Schottmüller, Frida: Bildwerke und Ausstattungsstücke der Sammlung Eduard Simon
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0521

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Marin

Venus und Amoretten (Tonrelief)

BILDWERKE UND AUSSTATTUNGSSTÜCKE
DER SAMMLUNG EDUARD SIMON
VON FRIDA SCHOTTMÜLLER
Am 10. und 11. Oktober wird mit der Sammlung des verstorbenen Geheimrats Dr. E.
Simon eine der letzten alter Kunst versteigert, die Berlin vor dem Weltkrieg besaß.
Sie alle waren, vielfach durch Wilhelm von Bode gefördert, in wenigen Jahrzehnten
entstanden, aber keine ist in der zweiten Generation beieinander geblieben. Die Simon-
Sammlung nahm unter ihnen eine Sonderstellung ein, zunächst wegen der hohen Qua-
lität ihres Inhalts, aber ebenso, weil sie als Ganzes selbst 'ein Kunstwerk war- eins im
Stil von etwa 1900.
Simon hatte mit kultiviertem Geschmack nicht nur Gemälde und Bildwerke, Möbel
und Teppiche erworben, sondern auch zusammen mit seinem Architekten Alfred Messel
Wanddekorationen größeren Umfangs, Steinportale, Kamine, verzierte Türen und Be-
leuchtungskörper in Italien gekauft - so erhielt sein Haus eine wohltuende Geschlossenheit.
Die meisten Bilder sind durch Ausstellungen bekannt; die imposante Folge Tiepolos aus
Palazzo Porto ist auch hier (Heft 16) unlängst veröffentlicht worden, weshalb diesmal nur
Bildwerke und eingehender noch Ausstattungsstücke besprochen werden sollen. Denn
die letztgenannten, von jeher im Handel selten, kommen in solcher Qualität heute nicht
mehr im Angebot vor. So geben sie der Ausstellung und Versteigerung ihr Gepräge.
Die sogenannte Genueser Madonna des Luca della Robbia (Abb.) gilt mit Recht
als eins der besten Exemplare dieser anmutigen Komposition, ein prächtiger Rahmen
der Hochrenaissance betont ihren Wert. Gleich der Madonna mit den Eilien vom gleichen
Meister ist sie von Bode, Marquand u. a. besprochen, auch die Ghiberti zugeschriebene
große Mutter Gottes in bemaltem Ton und Werke der Kleinkunst hat Bode in seinem
Standardwerk über Italienische Bronzen a. a. O. veröffentlicht. So die beiden großen Her-
kulesgruppen von Gian Bologna (Abb.), die imposante Ausdeutung eines schreitenden
Löwen und der große Mörser mit Schrifttafeln und Guirlanden. Sie alle Unica von
hoher Qualität. Andere Kompositionen kennt man dank Bode und Planiscig in den Va-
rianten oder Wiederholungen anderer Sammlungen. Das gilt von der phantastischen Öl-
lampe in Gestalt eines Fabeltiers mit bärtigem Männerkopf, von der einen Leuchter
haltenden Sirene mit Krallenfuß in Art des Riccio, von Architektur und Astronomie
des Gian Bologna und zahlreichen andern Statuetten und Geräten des toskanischen
oder venezianischen Cinquecento. Um 1500 entstanden zwei größere Bildwerke aus
Venetien, die Planiscig in die Literatur eingeführt hat, die anmutige Mädchenbüste
489
 
Annotationen