Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Sonderheft Kunstliteratur
DOI Artikel:
Handzeichnungen
DOI Artikel:
Typographie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0794

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Handzeichnungen
dem Herausgeber mit Recht der F rühzeit Raff aels zu-
gewiesene schöne Kreidezeichnung des heiligen Se-
bastian. Eine sehr bedeutende Kompositionsstudie
der Madonna mit Heiligen wird Timoteo Viti, eine
Kreidezeichnung des heiligen Sebastian dem So-
dom a zugeschrieben. Sehr repräsentable Blätter des
Pontormo und Barocci sind Nr. ig und 20 der
Publikation. Eine bravouröse Kompositionsstudie
des Corrado Giaquinto, ein büßender Mönch
(schwerlich als heiliger Hieronymus zu benennen)
des Magnasco leiten zu der schönen Gruppe vene-
zianischer Settecento-Zeichnungen über. Da fin-
det man des Antonio Canal Sängerchor aus San
Marco, eine wundervolle Lagunenstadie des Fran-
cesco Guardi, endlich fünf ßlätter des Piranesi,
unter denen namentlich die in Tiepolesker Ma-
nier gezeichnete und lavierte Karnevalsgruppe eine
Überraschung gewährt.
Die Mappe italienischer Handzeichnungen aus der
Hamburger Kunsthalle vereinigt alle Vorzüge,
welche für eine Publikation dieser Art erwünscht
sind. Die Auswahl der Zeichnungen ist mit siche-
rem und feinem Empfinden für die Qualität vor-
genommen worden. Die erläuternden Anmerkun-
gen enthalten in knapper und präziser Form ein
reiches wissenschaftliches Material. Die Reproduk-
tionen dürfen als absolut mustergültig bezeichnet
werden, wie es bei den Mappen der Prestel-Gesell-
schaft nunmehr schon selbstverständlich ist.
Wilhelm Suida
H. LEPORINI: DIE KÜNSTLERZEICHNUNG.
(Band 3o, Bibliothek für Kunst- und Antiqui-
tätensammler.) Richard Carl Schmidt & Co.
Berlin 1928.
KARL GARZAROLLI -THURNLACKH: DIE
BAROCKE HANDZEICHNUNG IN ÖSTER-
REICH. Amalthea-Verlag, Wien.
Seitdem Meder seine große Publikation über die
Handzeichnungen in der Albertina herausgab, meh-
ren sich die Werke aus diesem früher vernachlässig-
ten Gebiet der Graphik. Leporini macht in einem
Handbuch den Versuch, den Laien in das theore-
tische und künstlerische Bereich der Ilandzeich-
nung einzuführen. Er wandelt dabei auf Meders
Pfaden, ohne dessen starke Anschauungskraft und
intime Vertrautheit mit der Materie zu besitzen.
Sehr schätzenswert sind die beigefügten Listen, vor
allem diejenige über Auktionspreise. In der Rubrik
der öffentlichen Sammlungen von Iiandzeichnun-
gen fehlen wichtige Zentren wie die Brera, Prag
und Donaueschingen. Immerhin kann das Buch
dem Sammler eine willkommene Orientierung ge-
währen, die durch die reichen Abbildungen unter-
stützt wird.
Carzarolli-Thurnlackh wagt sich in das noch uner-
forschte Terrain der österreichischen Barockzeich-
nung. Er geht sehr vorsichtig etappenweise vor,
indem er zuerst das umfassende, österreichische Ba-
rockproblem in der Malerei behandelt, dann auf

/ Typographie
die Stellung und Bedeutung der Handzeichnung
im allgemeinen eingeht und schließlich den Ver-
such macht, eine Charakteristik der einzelnen zeich-
nenden Künstler zu geben.
Das von echter Verehrung diktierte Werk gibt viel-
fachen Aufschluß. Reproduktionen von erlesenen
Zeichnungen geben dieser Publikation Gewicht.
S. Schwabacher
*
SVEND DAHL: GESCHICHTE DES BUCHES.
Mit 74 Abbildungen. K. W. fliersemann, Leip-
zig 1928.
Diese Geschichte des Buches erschien ursprünglich
(1927) in dänischer Sprache. Die gute Aufnahme,
die das Werk fand, legte den Gedanken an eine
deutsche Übersetzung nahe, und es muß dem Ver-
lage K. W. Fliersemann als ein großes Verdienst
gebucht werden, die interessante Arbeit nunmehr-
einem größeren Leserkreise zugänglich gemacht zu
haben. Bei der Übertragung aus dem Dänischen
ins Deutsche, die von Lina Johnsson besorgt wurde,
wurden auch zweckentsprechende Veränderungen
vorgenommen. Jene Absclmitte, die sich besonders
eingehend mit der dänischen Buchkunst befaßten,
wurden gekürzt, dafür der Anteil des deutschen
Kulturgebietes an der Entwicklung der Buchkunst
und des Bibliothekswesens bedeutend ausführlicher
behandelt.
Der große Erfolg des Buches liegt im wesentlichen
darin, daß der Autor die zusammenfassende Dar-
stellung eines Themas unternahm, für das gerade
jetzt sich ein stetig wachsendes Interesse kundgibt.
Über die Geschichte des Buches im allgemeinen,
wie über Spezialgebiete, gibt es eine umfangreiche
Literatur, die verstreut, vielfach veraltet, oft an
nicht leicht erreichbaren Stellen niedergelegt, je-
dem, der nicht engster Fachmann ist, schwer er-
reichbar ist. — Die Aufgabe, einen allgemeinen
Überblick über das Buchwesen vom Altertum an
bis zur Gegenwart in klarer und übersichtlicher
Form zu geben, ist dem Verfasser vollständig ge-
lungen und jeder »Bücherfreund« wird ihm dafür
aufrichtig Dank wissen. Wenn Ref. im folgenden
einige Einwände nicht unterdrücken kann, mögen
diese im Sinne einer Anregung, die sich in der
nächsten Auflage auswirken möchten, angesehen
sein.
Vor allem scheint Ref. die irische und r oma-
nische Epoche (S. 37) doch etwas zu kurz und
summarisch behandelt; auch ist die Persönlichkeit
Gutenbergs nicht ihrer Bedeutung entspre-
chend herausgearbeitet. — Im Kapitel über die
Bücher Kaiser Maximilians wird der »Teuer-
clank« eine allegorische Schilderung seiner Aben-
teuer auf seiner »Hochzeitsreise« nach Burgund
bezeichnet, was wohl auf ein Versehen der Über-
setzerin zurückzuführen sein dürfte. Eine »Braut-
fahrt« und eine »Hochzeitsreise« (S. 112) sind denn
doch recht verschiedene Angelegenheiten!

34
 
Annotationen