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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 10
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Metz, Peter: Ein Wandgemälde im Stile Grünewalds
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0311

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Mainz. Kapitelsaal des Domes / Detail aus der Darstellnng der Justitia

EIN WANDGEMÄLDE IM STILE GRÜNEWALDS
VON PETER METZ
Der um 1400 entstandene Kapitelsaal des Mainzer Doms nahm ursprünglich fast den
ganzen Südflügel der Stiftsgebäude in Anspruch. In späterer Zeit, wahrscheinlich zu
Anfang des 16. Jahrhunderts, wurde eine Querwand eingezogen und der östliche Teil
des Raumes als heizbarer Winter-Kapitelsaal, als »majus capituli hypocaustum« (es gab
noch eine kleinere heizbare Kapitelstube), neu ausgestaltet. Am westlichen Ende der
Nordwand dieses Raumes befinden sich die Reste eines Wandgemäldes. Sie wurden
Ende 1927 gesäubert und befestigt und dadurch einer genaueren wissenschaftlichen
Beurteilung zugänglich. Der Zustand des Gemäldes ist sehr schlecht. Immerhin
ist noch soviel zu erkennen, daß sein Urheber in engeren Beziehungen zu Grünewald,
oder, wie man jetzt sagen muß, zu Matthias Gothart Nithart, dem kurfürstlich
mainzischen Hofmaler, gestanden haben muß. Außerdem ist das Gemälde ikono-
graphisch in mehreren Punkten interessant. Uns beschäftigen hier jedoch in erster
Linie die stilistischen Probleme.
Ob d as Gemälde zu einem größeren Zyklus gleichartiger Darstellungen gehörte oder
ob es für sich allein stand, ist nicht mehr festzustellen. Die Darstellung ist eine alle-
gorische. Eine einfache Renaissancearchitektur teilt das Bildfeld in zwei Stockwerke.
Die thronende Frauenfigur des oberen Stockwerkes ist unter Vorbehalt als »Justitia«
anzusprechen. Das Engelchen ihr zur Rechten fungiert als Tafelhalter und hat wohl
keine eigene allegorische Bedeutung. Die stehende (oder kniende?) Frauengestalt des
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