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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 14
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Winkler, Friedrich: Eine Heilige Familie von Cornelis Massys
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0431

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Abb. 1. Cornelis Massys Kreuztragung Christi
Karlsbad, Sammlung A. Maier
EINE HEILIGE FAMILIE VON CORNELIS MASSYS
VON FRIEDRICH WINKLER
Von den beiden Söhnen des berühmten Quinten Massys ist Jan der zu Unrecht be-
rühmtere. Er ist in verschiedenen größeren Sammlungen durch seine etwas zwei-
deutigen Bilder vertreten, während von seinem annähernd gleichaltrigen Bruder nur
ein paar kleine, durch ihre intime Haltung bemerkenswerte Landsclräftchen mit win-
zigen Figuren bekannt geworden sind (signierte Stücke in Antwerpen, Berlin, Dessau).
Eine Ausnahme bildet der Verlorene Sohn in Amsterdam, ein Figurenstück, das durch
die enge Anlehnung an Quinten im Stil der Figuren den Künstler nicht glücklich
repräsentiert. Cornelis war aber, was wenig beachtet wird, außerdem ein frucht-
barer Stecher und wohl auch Zeichner, wie sich bei näherer Beschäftigung mit den
zahlreichen gezeichneten Fandscliaften im Stil Patinirs ergeben wird, von denen einige
signiert sind. Als Stecher schwimmt Cornelis ganz im Fahrwasser der Romanisten.
Er liebt die Darstellung nackter Figuren, für die er sich wohl Marc Antons Blätter
zum Vorbild genommen hat. Wären seine Gemälde und Stiche nicht ausnahmslos
signiert, man würde schwerlich auf den Gedanken kommen, sie einem und demselben
Verfertiger zuzuschreiben. Der unkonventionelle, spröde Fandscliaftsmaler ist zugleich
der Urheber der glatten, geleckten Blättchen, die in allen größeren graphischen Samm-
lungen reichlich vertreten zu sein scheinen. Ebenso stark sind die Gegensätze inner-
halb seiner Zeichnungen. Neben mehreren Federzeichnungen in der Art des Patinir,
Gassei und Matthys Cock gibt es in Dresden eine Röthelzeichnung von 1545, die über
den routinierten Romanismus der Stiche hinaus eine ernsthaftere Beschäftigung mit
großfiguriger romanistischer Zeichenweise zu erkennen gibt.
Dies Blatt (Abb. 2) schlägt die Brücke zu einem stattlichen Gemälde der Heiligen Familie
im Besitz der Kunsthandlung Malmede und Geissendörfer in Köln, das mit den bekannten
Initialen des Meisters bezeichnet und 1551 datiert ist (Abb. 5). Beides kam erst im Verfolg
einer Reinigung heraus. Cornelis hat bald mit den halbausgeschriebenen Buchstaben seines
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2 g Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft 14
 
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