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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 6
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Zuntz, Dora: Denkmäler altrussischer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0194

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Abb. 1. 12. Jahrhundert Hl. Dimitrij
DENKMÄLER ALTRUSSISCHER MALEREI
VON DOK A ZUNTZ
Zum ersten Male bietet uns die Ausstellung; Russischer Ikonen des 12. bis 18. Jahr-
hunderts, die gemeinsam vom Russischen Volkskommissariat und der Deutschen Ge-
sellschaft zum Studium Osteuropas im Lichthof des ehemaligen Kunstgewerbemuseums
in Berlin veranstaltet wird, Gelegenheit, einen klaren Überblick über die Entwicklung
dieses Zweiges der russischen Kunst zu gewinnen. Erst die jahrelangen Bemühungen
der neugegründeten zentralen Restaurationswerkstätten in Moskau machen durch
Freilegung der teils mehrmals übermalten, teils durch Klima und Gebrauch ange-
griffenen Tafeln ein wissenschaftliches Arbeiten möglich. So hat man das »Haupt
eines Erzengels« (Kopie in der Ausstellung) im Moskauer Museum bis vor kurzem
noch für ein Originalwerk des 17. Jahrhunderts gehalten, bis man diesen wundervollen
Kopf des 12. Jahrhunderts darunter fand. Die bisher erlangten Kenntnisse wurden
schnei] erweitert, oft durch neue Entdeckungen ersetzt.
Der Ursprung der Ikonen aus dem ägyptischen Mumienporträt und den syro-ägypti-
schen Hedigenandenken ist bekannt und kommt, auch angesichts der wesentlich spä-
teren Bilder der Ausstellung, immer wieder zum Vorschein. Leider sind die kostbarsten,
alten Stücke, Pilgerikonen wie sie Kiew besitzt, nicht mit herübergekommen. Gerade
der dortige Johannes, der noch dem 6. Jahrhundert entstammt, erscheint für die Aus-
bildung dieses Heiligentypus in Rußland sehr wichtig. Aus der Zeit des Bilderstreits
ist auch in Rußland kein Denkmal erhalten^ dagegen erscheint in einer ausgezeich-
neten Kopie von A. Brjagin eins der schönsten Denkmäler des Byzanz der Komnenen-
zeit, die Madonna aus Wladimir, in der Ausstellung. Von hier aus vollzieht sich vor
unseren Augen die langsame Nationalisierung der russischen Ikonenkunst. Sie setzt er-
staunlich früh ein. Kann man bei der Ikone des hl. Dimitrij aus dem 12. Jahrhundert
noch im Zweifel sein (Abb. 1), so zeigen schon die ersten Werke der sich im 13. und
14. Jahrhundert bildenden Schulen von Pskow, Suzdal - Moskau, Novgorod,
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