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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 8
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Scharf, Alfred: Die Meister des holländischen Interieurs
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0247

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Jan Miense Molenaer . * ll4. . , ^ i • tn c -l-tt -dt Drei lustige Kinder
Ausgestellt in der Galerie IJr. ochaner, Berlin °

DIE MEISTER DES HOLLÄNDISCHEN INTERIEURS
VON ALFRED SCHARF
Zweifellos ist durch die holländische Ausstellung in London das Interesse für die
holländische Malerei wieder stark angeregt worden. Wer die zahllosen Besucher sah,
die sich in den Sälen drängten, der hatte den Eindruck, daß zu Unrecht die holländische
Malerei als unmodern abgetan wurde. Sie hat, seitdem Burger-Thore und Fromentin,
nicht zu vergessen Goethe, ihr Lob gesungen haben, ihr Publikum gefunden. Sieht
man von Rembrandt ab, dessen Kunst — trotzdem sie fest im holländischen Boden
wurzelt — übernational zu werten ist, dann konzentriert sich das Interesse der Sammler
und Liebhaber besonders um zwei Pole, die das weite Gebiet dessen, was in Holland
geschaffen wurde, abgrenzen: die Landschaft und das Sittenbild.
Merkwürdigerweise fand die Landschaft in London nicht die Vertretung, die ihr
innerhalb der holländischen Kunstentwicklung gebührte. Das hegt vielleicht daran,
daß der heutige Geschmack, stark auf das Stoffliche und Koloristische gerichtet, in
dem meist farbig gebundenen Landschaftsraum wenig Wesensverwandtes findet. Da-
gegen ist das Sittenbildliche, gleichsam als biographisches Dokument, dem allgemeinen
Interesse nahe gerückt. Es war in London bei Terborch und Jan Steen, bei Vermeer
und Pieter de Hooch zu finden, in der Auswahl gegenüber der gesamten Produktion
eng begrenzt, dafür aber mit den hervorragendsten Leistungen vertreten.
Es gehört Mut dazu, was in London einmalig schien und gewiß auch einmalig war,
wiederholen oder variieren zu wollen. Das kann nur geschehen, wenn wichtige Gründe
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1 7 Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft 8
 
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