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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 17
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0538

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SAMMLER UND MARKT

JAPANISCHE WANDSCHIRME
Die Berliner Kunsthandlung Tikotin hat eine kleine
Kollektion japanischer Wandschirme, teils aus der
Sammlung des früheren deutschen Botschafters in
Tokio, Dr. Solf, teils aus eigenem Besitz ausge-
stellt. Es ist das erstemal, daß eine größere Anzahl
dieser Schirme in einer deutschen Ausstellung vor-
geführt wird. Um so erfreulicher, als die For-
schung über die Setzschirme noch recht im argen
liegt. Die schönsten Stücke sind Werke der Tosa-
schule, der Kanoschule und der Ukiyoeschule. Sie
zeigen meistens auf Goldgrund Landschaften,
Genreszenen oder einzelne Figuren auf jedem Feld.
Bemerkenswert sind vor allem zwei Schirme mit
Tänzerinnen auf Goldgrund im Stile des Matahei
aus der Sammlung Solf. Im Besitze Tikotins befin-
den sich zwei Wandschirme der Kanoschule mit
Darstellungen der Blütenschau, die ursprünglich
der Familie Matsudeira in Echizen gehörten und
von da in die Sammlung Ernst Grones, des verstor-
benen Sammlers und Kenners gelangten. Die bei-
den um i63o entstandenen Werke, die die Kunst
der Holzschnittmeister vorwegnehmen, stehen ganz
unter dem Eindruck der novellistischen Erzäh-
lungsweise der Tosaschule, die bereits in der Ka-
makuraperiode die nationale japanische Malerei
begründet hat. Darüber hinaus verraten die beiden
Schirme ein großes selbständiges dekoratives Kön-
nen. S.
DIE SAMLUMNG EMIL WEINBERGER
Durch den Tod von Emil Weinberger ist wieder
einmal eine der bekannteren Wiener Vorkriegs-
sammlungen der Auflösung überantwortet worden.
Die Anfänge der Sammlung, die vom 22. bis 2/1.
Oktober durch C. J.Wawra, Glückselig und R . Leit-

ner versteigert wird, gehen bis in die achtziger
Jahre zurück. Ihre Vielseitigkeit und Qualität
dankt sie zu nicht geringem Teil dem Einfluß, den
A. Figdor auf die Sammlung genommen hat, der
seinen Freund Weinberger bei den meisten seiner
Käufe beriet.
So enthält die Sammlung eine Reihe bemerkens-
werter Bilder des Trecento und des Quattrocento:
ein Tryptichon mit einer thronenden Madonna
zwischen Heiligen von Jacopo da Casentino, eine
Madonna von Parri da Spinelli, mythologisch-ro-
mantische Gassone-Bilder von B. Parentino und
verschiedenen anderen gleichzeitigen Meistern (Ar-
beiten, die zum Teil bei Schubring in seinem Cas-
sone-Werk unter Nr. 4 und Nr. 667 Erwähnung
gefunden haben); ältere Niederländer und Deut-
sche wie Barthel Bruyn, Ysenbrandt, Nikolaus
Neufchatel u. a.m. Die bemalte Tonplastik des
Giovannino, das Werk eines Florentiners aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts, ist von Bode in seinen
»Florentiner Bildhauer der Renaissance« (Abb.
166) in die Literatur eingeführt worden.
Ein Prunkstück besonderer Art ist ein nach B.
Kurth (Jahrb. d. Ivunsthist. Sammlungen d. ah.
Kaiserhauses XXXIV, S. 57) »zu den frühesten er-
haltenen Werken der frankoflämischen Teppich-
kunst« zählendes Gobelin-Fragment, das noch der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehört.
Die Elfenbeinplastik beschränkt sich auf eine An-
zahl erlesener Reliefs aus dem vorgeschrittenen
i3. bis 1/1. Jahrhundert, zumeist religiöse Darstel-
lungen (Maria mit Heiligen und der Cruzifixus)
französischer Herkunft. Ein Unikum ist der figür-
lich reich verzierte Griff eines Dolches von einem
deutschen Schnitzer aus der Wende des i3. Jahr-
hunderts.

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