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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 16
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Biermann, Georg: Der Maler Hans Meid
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0496

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Hans Meid Haus des Gouverneurs auf Teneriffa. 1925

DER MALER HANS MEID
VON GEORG BIERMANN
Daß der Graphiker Meid, dessen impressionistisch leicht beschwingter Strich vor dem
Kriege viel bewundert wurde, eines Tages auch dazu kommen würde, mit Ol und
Tusche zu malen, hat an sich nichts Überraschendes. Wir erleben es beinahe täglich,
daß etwa der Plastiker par excellence zum Pinsel greift (lehrreiche Beispiele dieser Art
sind Lehmbruck und Hoetger) und umgekehrt der Maler sein Gebiet nach der Plastik
hin erweitert, wie es eben (nach Renoir!) — ein wenig zaghaft noch — Rudolf Groß-
mann getan hat. Mittelalter und Renaissance kannten die enge Spezialisierung auf
dem Gebiet künstlerischer Arbeit überhaupt nicht und viele der berühmten französi-
schen Farbstecher des Dix-huitieme haben gemalt, wenn sie auch die Popularität ihres
Namens durchaus ihrem ursprünglichen Handwerk danken. Merkwürdig genug, daß
ausgerechnet wir immer noch das gleiche Vorurteil gegen das Beiseiteschieben der
Spezialität hören, etwa so, als ob ein Graphiker nicht malen, ein Kunstgelehrter nicht
dichten und ein Musiker nicht modellieren dürfe, obwohl es nicht bezweifelt werden
kann, daß die gütige Mutter Natur beim Vergeben ihrer Gaben an die Menschen gar
nicht so engherzig verfahren ist wie z. B. der Gelehrtendünkel der vorigen Generation
annahm. Verdammt billig, dann etwa zu sagen: »Ja der Graphiker X exzellent, indes
als Maler-?« Und um gleich bei dem hier zitierten Beispiel zu bleiben: Man
hat den Graphiker Hans Meid viele Jahre hindurch gepriesen, obwohl er »nur« ein
Impressionist —■ wenn als solcher auch ein eminenter Techniker — gewesen ist und
dem Maler mißtraut, als er zugleich mit der neuen Technik deutlich einen Stilwandel
vollzog. Vielleicht waren — außer der mit den Jahren selbstverständlichen Vertiefung
des inneren Menschen — in der Tat Pinsel, Palette und Farbe notwendig, um in ihm
-— an Stelle des nur aus der Wirklichkeit schöpfenden reproduzierenden Elementes —
das konstruktivistische Wollen freizumachen. Denn, wenn seine Bilder und Aquarelle
auch nur die Eindrücke der Realtität festhalten, so sind sie doch weit davon entfernt,
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