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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 13
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0413

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RUNDSCHAU

NEUERWERBUNGENDERLONDONER
NATIONAL-GALLERY
Der neuen Leitung der Londoner National-Gallery
sind zwei Erwerbungen von großer Bedeutung ge-
lungen. Aus dem Besitz des Earl of Pembroke ist
das bekannte Wilton-Diptychon und aus der
Sammlung des Earl of Northumberland ist die Fa-
milie Gornaro von Tizian mit Unterstützung groß-
zügiger Privatstiftungen, der Ankaufspreis soll ins-
gesamt mehr als vier Millionen Mark betragen ha-
ben, erworben worden. Das Wilton-Diptychon ist
eines der wenigen erhaltenen Tafelgemälde, die
während des i4- Jahrhunderts in England entstan-
den sind. Das Gemälde, das König Richard II. vor
Maria mit dem Kinde kniend darstellt, ist das
Werk eines ausländischen, wahrscheinlich franzö-
sischen Künstlers. Mit dem Bildnis König Ri-
chards II., in ganzer Figur, im Chor der Westmin-
ster Kathedrale zählt das Diptychon zu den kost-
barsten Dokumenten früher mittelalterlicher Male-
rei in England.
Das Gemälde von Tizian, in den 4oer Jahren des
16. Jahrhunderts entstanden, versammelt die männ-
lichen Mitglieder der Familie Carnaro in reich dif-
ferenzierten Bewegungsmotiven um einen steiner-
nen Altarbau, auf dem das Abendmahl gespendet
wird. Das große Gemälde, das durch teilweise Über-
malung und scharfes Putzen etwas gelitten hat,
war einst in der Sammlung van Dycks. Es ist beim
Verkauf seines Nachlasses i656 von Algernon Per-
cy, dem io. Herzog von Northumberland, erwor-
ben worden und war seitdem der Hauptschmuck
von Alnwick Castle. S.
DIE BÜRKLIN-WOLF-STIFTUNG IM KUR-
PFÄLZISCHEN MUSEUM IN HEIDELBERG
Langjährige, freundschaftliche Beziehungen, die
den Intendanten des Karlsruher Hoftheaters, Ge-
heimer Rat Exzellenz Bürklin, mit seiner Geburts-
stadt Heidelberg verbanden, veranlaßten die Stif-
tung seiner Privatsammlung an das Kurpfälzische
Museum der Stadt Heidelberg.
Erst dieses Frühjahr konnte an eine Aufstellung
der Sammlung gedacht werden, da im Erdgeschoß
des Museums sechs Räume frei wurden. Museums-
direktor Dr. Lohmeyer hat aus den 5o Bildern
der Sammlung eine Auswahl getroffen und diese
mit Gemälden aus der Trübner-, Raid- und Hap-
pel-Stiftung zu einer kleinen, geschlossenen Ab-
teilung der Malerei des 19. Jahrhunderts zusam-
mengefügt.
Als einen für Heidelberg doppelt wertvollen Be-
sitz müssen wir Feuerbachs Bildnis seiner Stief-
mutter Henriette ansehen. Dieses Gemälde finden
wir mit Bildnissen von Rahl (die Tochter des
Künstlers, Frau Hofrat Burian in Wien); Len-
bach (Bismarck-Bildnis) und Trübner in einem
Saale vereinigt. Aon Trübner-Bildnissen sind her-

vorzuheben die Porträte seiner Eltern, seines Bru-
ders, sowie das interessante, erst neuerdings ent-
deckte römische Selbstbildnis von 1872. Erwäh-
nung verdient auch die ausgezeichnete Kopie von
Feuerbachs Stuttgarter Iphigenie, die von Carlos
Grethe herrührt.
Dem Feuerbach-Saale schließt sich ein Raum mit
größeren Landschaften von Hans Thorna, Her-
ö 3


Französischer Meister, Mitte des 15. Jahrhunderts
Stehender Geistlicher Zeichnung
Zu dem Beitrag: »Alte Malerei aus
rheinisch-westfälischem Privatbesitz«

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