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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 14
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0443

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Antonio Canaletto. Themse und Westminster Bridge an Lord Mayors Tag. 1747
Aus der Canaletto-Ausstellung der Magnasco Society bei Spink & Son, London / Bes.: Duke of Buccleuch

RUNDSCHAU

NEU E11W E IIB U N G E N D E R B E R LINE B
MUSEEN
Die Berliner Antiken-Sammlungen kauften für das
Antiquarium ein Meisterwerk der griechiscMn Va-
senmalerei. Es ist ein Glockenkrater der attischen
Kunst, von rotfigurigem Stil, in jener Form, die
man als »schönen Stil« bezeichnet. Dargestellt ist
auf der Wandung des großen Mischkruges der
Halbgott Herakles, der Pluto auf dem Rücken durch
ein W asser trägt. Fische geben das Wasser an. Göt-
tergestalten scharen sich um die Mittelgruppe. Die
Vase, die schon von Welcker behandelt worden ist,
befand sieb früher in der Sammlung Ar thur Cham-
pernowne in England.
Für die islamische Kunstabteilung im Kaiser-Fried-
rich-Museum wurde ein kostbarer persischer Tep-
pich des 16. Jahrhunderts erworben, und zwar aus
Berliner Privatbesitz. Alte orientalische Teppiche
von wirklicher Qualität kommen nur noch selten
im Kunsthandel vor.
Der neuerworbene Berliner Teppich, den Kurt Erd-
mann in den »Berliner Museen« veröffentlicht, ge-
hört zu einer Gattung, von der bisher weitere Exem-
plare kaum bekannt geworden sind. Es ist ein mehr
als 3:2 m messendes Fragment eines Teppichs, der
etwa 48o: 205 cm maß. Das Dekorationsmotiv ist
ein System von Arabeskenranken innerhalb einer
dreiteiligen Bordüre. Charakteristisch für den Tep-
pich sind die groß gezeichneten, dunklen, bandar-
tig breiten Ranken, die sich zu Figuren zusammen-

schließen oder in kräftiger Spiralschwingung ein-
rollen, ferner die ungewöhnlich großen Arabesken-
blätter sowie die symmetrisch angeordneten, ver-
schiedenartigen Wolkenbänder. Der Teppich ist
wohl in Nordwest- oder Mittelpersien im dritten
Viertel des 16. Jahrhunderts entstanden. Für die
Datierung ist es von Bedeutung, daß sich ein cha-
rakteristisches Muster in einer i53g bis i543 da-
tierten Miniatur in einem Bande der Gedichte
des Nizami findet. Auf Teppiche wie den ncuer-
worbenen gehl übrigens die Dekoration von Tep-
pichen zurück, die durchweg erst vom 17. Jahr-
hundert an entstanden sind und von denen auch
das Berliner Schloßmuseum ein hervorragendes
Stück besitzt. R.
KÖNIGSBERG
Als letzte Neuerwerbung der von Alfred Rhode mit
viel Elan und kluger Kennerschaft geordneten und
neu aufgebauten Königsberger Kunstsammlungen
muß die »alte Bäuerin« der Paula Modersohn be-
sonders erwähnt werden, weil es ein schöner Be-
weis für Mut und Weitblick eines jungen Di-
rektors in der Provinz ist, ein derartiges Haupt-
werk der deutschen jungen Kunst museal festzu-
halten, während z.B. im Kronprinzenpalais in Berlin
die Künstlerin immer noch unzulänglich vertreten
ist. Trotzdem nimmt die Erkenntnis der histo-
rischen und künstlerischen Bedeutung einer Paula
Modersohn täglich zu. Bremen, Hamburg, Han_

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