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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 9
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0303

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A. Breker Bildnisbüste Kogan
Ausgestellt bei H. Abels, Köln
KUNST-LITERATUR

GERDA KIRCHER: VEDUTE UND
IDEALLANDSCHAFT IN BADEN
UND DER SCHWEIZ 1 750—1 850.
8. Band der Heidelberger Kunstgeschichtlichen
Abhandlungen. Herausgegeben von Carl Neu-
mann und Karl Lohmeyer. Heidelberg 1928.
Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung.
Eine sehr fleißige, sehr gründliche und mit großer
Begeisterung geschriebene Arbeit. Allerdings liegt
in der Enge des gestellten Themas zugleich ein Vor-
zug wie auch ein Nachteil. Man möchte wünschen,
daß auch die außerbadische Landschaftsmalerei
eine kurze Berücksichtigung erfahren halte, um da-
durch die Stellung der behandelten Künstler, Gme-
lin, Haldenwang, Frommei, im zeitgenössischen
Schaffen stärker herausgearbeitet zu sehen. Ge-
rade infolge der liebevollen Behandlung und der
fürsorglichen Betonung ihrer Eigenart hätte viel-
leicht stärkeres Gewicht darauf gelegt werden sol-
len, daß diese Künstler etwa mit dem älteren Ko-
bell in Mannheim, mit Klengel in Dresden oder
Nathe in Schlesien das Schicksal teilen, Übergangs-
künstler zu sein. Sie stehen zwischen Klassizismus

und Romantik, zwischen Vedute und Idealland-
schaft, zwischen höfischer und bürgerlicher Kul-
tur, meist zu schwach, durch persönliche und eigen-
artige Gestaltung ihres Arbeitsgebietes einen be-
friedigenden Ausgleich zu finden. So liebenswür-
dige, kluge und gebildete Menschen sie sein mö-
gen, ihr künstlerisches Wollen ist nicht klar genug
ausgeprägt und man kann begreifen, daß Koch
oder Reinhart, die eine eindeutige künstlerische
Überzeugung haben, ihnen, besonders wenn sie an-
maßend sind wie Gmelin, ihr nach dem jeweiligen
Geschmack des Käuferpublikums schwankendes
geschäftstüchtiges Verhalten aufs heftigste vorwer-
fen. In den Kontroversen zwischen Koch und
Reinhart auf der einen und Fernow und Anhang
auf der anderen Seite handelt es sich ja nicht nur
um Persönliches und Brotneid, sondern um Sein
oder Nichtsein bestimmter künstlerischer und phi-
losophisch begründeter Anschauungen, um Ja oder
Nein, und gesinnungsloses Lavieren und Opportu-
nismus erscheinen verächtlich.
Wenn uns auch in dem Vergessen dieser ihrer Zeit
wohlbekannten Künstler eine gewisse historische

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