Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (21.1929)

Israhel van Meckenem Die Wurzel Jesse
Aus der Versteigerung 162 von C. G. Boerner

EIN WIEDERGEFUNDENES BILDNIS DES
JACQUES LOUIS DAVID
VON GEORG BIERMANN
Das hier farbig reproduzierte, bisher unbekannte Doppelbildnis eines Mannes mit einem
Knaben enthält auf der Rückseite der alten Leinwand einen angehefteten Zettel mit
der Inschrift: Louis David pinxit 179(5?). M. Maubacli payeur general. Die Schrift
ist die vom Ende des 18. Jahrhunderts und zu zweifeln an der Wahrheit der darin ge-
machten Angaben ist um so weniger Anlaß, als die stilistischen Merkmale des Bildes
geradezu auf Jacques Louis David als Autor hinweisen. Als charakteristische Darstel-
lungsmittel erwähnen wir die von klassizistischen Tendenzen freie Realistik der Figuren-
komposition, das leicht modellartig Gezwungene ihrer Haltung, die einem braunen
Ton subordinierte-Farbigkeit, die Beziehung der Dargestellten zum Beschauer. Schon
anf dem Bildnis des Michel Gerard und seiner Familie, das 1789 entstanden ist und
sich heute im Museum in Le Mans befindet, ist der starre, etwas neugierige Blick auf
den Beschauer ähnlich ausgeprägt und auffallend. Er bleibt David eigentümlich bis
zu seinen spätesten Werken, etwa dem nach 1816 entstandenen Gruppenbildnis der
drei Genter Damen im Fouvre. Das Bildnis des Maubach fügt sich in das Oeuvre des
David sehr gut ein.
Wer aber ist Maubach? Der ersten urkundlichen Erwähnung seines Namens, Etienne
Aincent de Paul Maubach, begegnen wir auf dem Taufschein seines Sohnes Jean Pierre
Georges Maubach, der am 1. April 1788 in Paris geboren und am folgenden Tage in
St. Roch getauft wurde (Archives de la Seine). Maubach wird in dieser Urkunde als
ehemaliger Offizier der »Gendarmerie et marechaussee de France«, wohnhaft in der
rue St. Honore, erwähnt. Am 5. Juni 1790 gehört er in der Nationalversammlung zu
den fünf Deputierten, die der Kammer ihre Erfindung widmen, die darin besteht, »so
schnell zu schreiben wie zu sprechen«, eine Erfindung, die als eine Vorläuferin der
Stenographie anzusprechen ist. In einem Gesuch bewirbt sich Maubach, payeur general
an departement de Jura, im Jahre 1798 um das Amt eines »receveur general des con-
tributions« in der Meurthe (Archives Nationales). Es ist kein Zweifel, daß er bald da-
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