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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 23
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Biermann, Georg: Ein wiedergefundenes Bildnis des Jacques Louis David
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0704

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nach Paris verlassen haben dürfte. Denn wenige Jahre später wird er mehrfach als payeur
der 24. Militärdivision in Brüssel erwähnt;, auf einem Posten, den er bis etwa 1812 be-
halten hat (Almanach National). Anfang 1803 wird, sein Sohn Georges, 14 Jahre alt,
Schüler des Brüsseler Lyceums. (Alle diese urkundlichen Feststellungen danke ich
meinem verehrten Mitarbeiter Herrn Pierre du Colombier in Paris, der die große
Freundlichkeit hatte, die wichtigsten Archivalien auf Grund der hier reproduzierten
Inschrift zu durchforschen.)
Leider läßt sich aber weder aus der Inschrift noch aus den urkundlichen Erwähnungen
feststellen, wann David den »payeur« kennengelernt und gemalt hat. Die letzte Zahl
der Datierung auf dem Zettel ist so verwischt, daß sie sich nicht mehr einwandfrei
bestimmen läßt. Wir glauben, daß die Ziffer als 3 zu lesen ist, das Gemälde also im
Jahre 1793 von David gemalt wurde. Dieses Datum gewinnt dadurch an Wahrschein-
lichkeit, w^eil David seit 1792 Mitglied des Konvents war, dem auch Maubach als
Deputierter angehörte. Für das Datum spricht aber auch die dunkle Gesamthaltung
des Bildes.
Verwickelt in den Sturz Robespierres, wurde David im folgenden Jahre eingekerkert
und erst 179g amnestiert, eine Episode, die nicht ohne Einfluß auf sein Schaffen ge-
blieben ist. Erfährt doch seine Palette danach eine Aufhellung, seine Bildnismalerei
eine Freiheit, wie sie in seinen früheren Werken noch nicht zu finden ist, die aber für
die Bilder der nächsten Jahre absolut typisch wird. Kompositionen ist das Doppelbildnis
des Herrn Maubacli und seines Sohnes bereits der Beginn dieser neuen Freiheit, während
es koloristisch noch ein wenig befangen anmutet im Gegensatz zu der lichteren Farb-
gebung der nach 1795 entstandenen Porträts. Es ist jedenfalls das früheste der zwei-
figurigen Familienbildnisse, die in den Darstellungen der Madame Seriziat und ihres
Kindes und der Madame de Richemond und ihres Sohnes weitere, glückliche Lösungen
gefunden haben. Alles in allem ein Zeitdokument von höchstem historischen Reiz,
denkt man an dieses seltsame Trio von Persönlichkeiten, die hinter diesem Bilde stehen:
Der Maler David, sein Konventgenosse Maubach und weiter in der Kulisse der Diktator
Robespierre.


Die alle rückseitige Bezeichnung des Bildes von David
 
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