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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 10
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0330

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SAMMLER UND MARKT

BERLINER VERSTEIGERUNGEN
Der zweite Teil der Versteigerung von Kunst-
werken aus den Beständen Leningrad er
M useen und Schlösser wird am 4. und 5. Juni
bei L e p k e stattfinden. Der Schwerpunkt der Auk-
tion, die sehr gutes Material auf den Markt bringt,
liegt diesmal auf den Gemälden italienischer, hol-
ländischer und französischer Meister. Wohl das be-
deutendste Stück ist der kleine Christus von Rem-
hrandt, der früher das Schloß Pawlowsk hei Pe-
tersburg schmückte, und der in der Literatur
schon lange bekannt ist (Abb.: Klassiker der Kunst,
Rembrandt, S. 391). Ihm schließen sich von nie-
derländischen Bildern ein männliches Bikinis von
Joos van Cleve, eine schöne Flachlandschaft von


Maria aus einer Vei'kündigung
Oberrhein, um 1470
Aus der Versteigerung im Kunsthaus Heinrich Hahn,
Frankfurt a. M., am 11. Juni

Adriaen van de Velde, ein stimmungsvolles Kir-
cheninterieur von Emanuel de Witte, eine Fami-
liengruppe von Quiryn Brekelenkam an. Die ita-
lienische Malerei hat ein Doppelporträt von Lo-
renzo Lotto, eine Darstellung von Mars, Venus und
Amor von Paris Bordone, zwei Tizian zugeschrie-
bene Werke und eine Landschaft von Francesco
Guardi aufzuweisen. Unter den französischen Ge-
mälden begegnet man wieder einer Anzahl Land-
schaften von Hubert Robert und Joseph Vernet
und Bildnissen von Duplessis (Bildnis des Bild-
hauers Allegrain), Louis Tocque, Lewizki.
Die Möbel sind mit einer Reihe höchst beacht-
licher Werke vertreten, darunter Arbeiten be-
rühmter Ebenisten wie Levasseur, Garnier, Bou-
din, Nicolas, Petit, Jacob, Riesener und Roentgen.
Schließlich enthält die Versteigerung eine größere
Kollektion kunstgewerblicher Arbeiten des 18. Jahr-
hunderts: Bronzeuhren, Kandelaber, Vasen, Prunk-
gefäße, Appliquen, Gobelins, Porzellane u. a.
*
Wenige Jage später, am 8. Juni, kommt ebenfalls
durch L e p k e die Ge m äld e s a m m 1 un g des
Schlosses Caldenhof bei Iiamm (Westfalen)
zum Ausgebot. Die Kollektion besteht ausschließ-
lich aus Tafelbildern westfälischer Meister des i5.
und 16. Jahrhunderts und niederländischer Mei-
ster des i5. bis 17. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt
des kunstgeschichtlichen Interesses stehen die Frag-
mente eines Altars vom sogenannten Liesborner
Meister um i/|65. Die Altargemälde wurden bei der
Säkularisierung des Klosters 1807 auseinanderge-
rissen und teilweise zerschnitten. Neun dieser
Bruchstücke befinden sich jetzt in der Londoner
Nationalgallery, zwei im Museum zu Münster, die
übrigen sechs Reste stehen hier zum Verkauf. Es
sind drei Engel aus einer Kreuzigung Christi (der
Kopf des Gekreuzigten ist in London), ein König
aus einer Anbetung (die beiden anderen Könige
ebenfalls in London), zwei Darstellungen des heili-
gen Joseph aus der gleichen Anbetung und aus
einer Geburt Christi. Besondere Beachtung gebührt
zwei Tafeln des Konrad von Soest, der um i4oo
tätig war, mit den Darstellungen des Pfingstwun-
clers und der Krönung Mariae. Seiner Werkstatt
begegnen wir in zwei doppelseitig bemalten Flügel-
hälften mit einzelnen Heiligen, einer Lorenz-Mar-
ter und einer Unterweisung Mariae. Der west fäli-
schen Schule des frühen iS. Jahrhunderts ent-
stammt ein großer Altarflügel mit der Kreuzigung
Christi auf der Vorderseite und Szenen aus dem
Marienleben auf der Rückseite. Von Johann Koer-
becke aus Münster (nachweisbar i446 bis vor 1.491)
ist ein Altarflügel mit Darstellungen aus der Le-
gende des heiligen Laurentius, von Ludger Tom
Ring d.J. eine kleine signierte und 1Ö72 datierte
Bildnisminiatur eines Mannes. Den westfälischen

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