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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 17
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0529

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Leo van den Hecke Gobelin mit Szenen aus der Geschichte Abrahams
Sammlung Eduard Simon, Berlin

RUNDSCHAU

EINE NEUERWERBUNG DER BERLINER OST-
ASIEN-SAMMLUNG
Die Ausstellung chinesischer Kunst in der Preußi-
schen Akademie der Künste hat jetzt für die Ost-
asiatische Kunstabteilung an den Staatlichen Mu-
seen eine besonders erfreuliche Nachwirkung ge-
habt: die Gesellschaft für ostasiatische Kunst, die
als Veranstalterin jener schönen Ausstellung zeich-
nete, hat dem Museum als Dank für die Arbeit der
Beamten und Angestellten ein chinesisches Sakral-
gefäß aus Bronze, eines der herrlichen frühen
Meisterwerke chinesischer Kunst überwiesen. Diese
Stiftung verdient um so mehr Anerkennung, als
jene Ausstellung durchaus nicht — wie man nach
ihrem Riesenbesuch und dem Erfolge bei allen
Kunstfreunden des In- und Auslandes annehmen
könnte, auch ein finanzieller Erfolg gewesen ist.
Das Geschenk, das die Gesellschaft stiftete, ist ein
sogenannter Ku, ein schlanker Becher, der für Op-
ferwein gebraucht wurde. Das Gefäß dürfte zu
den beliebtesten Formen aller Sakralbronzen zu
rechnen sein. Die monumentale Form mit dem
trompetenförmig sich öffnenden Hals, die Deko-
ration, auf deren Feldern sich der bekannte Un-
geheuerkopf ausbreitet und auf dem auch Wal-
rosse, Vipern und Zikaden eine Rolle spielen, ma-
chen das Stück besonders eindrucksvoll. Auf dem
Gefäße klingen silbrige, milchige, grünliche und
rötliche töne in der Patina an, die wie die Schale
einer Frucht schimmert. Gerade diese Patina im
Bunde mit dem Dekor und den Anzeichen der
Bronzekrankheit, gegen die es jedoch Heilmittel
gibt, versetzen die Berliner Erwerbung in die

Chou-Zeit, die von 1122—255 v. Chr. reicht, und
zwar in ihre letzten Jahrhunderte. R.
DER NEUE REMBRANDT IM KAISER-FRIED-
RICH-MUSEUM
Ein neuerworbene® Bild Rembrandts ist jetzt unter
den Neuerwerbungen ausgestellt. Das Bild, das bis
zur Erledigung der Auseinandersetzung mit dem
früheren Königshause und dann weiter bis zu Bo-
des Tode in den Direktionsräumen hing und jetzt
zum ersten Male öffentlich gezeigt wird, ist aller
Besitz der Schlösser gewesen. Es war wegen seines
»unerfreulichen Gegenstandes« in die Magazine ver-
bannt worden, und dort fand es während des Krie-
ges Geheimrat Paul Seidel, der damalige Dirigent
der Kunstsammlungen der Schlösser. Die Arbeit
stellt das Brustbild eines häßlichen Mannes von
ausgesprochen slavischem Typus dar. Seidel nannte
llembrandt als den Künstler, und in der Tat fand
sich der Restlseiner Signatur. Bode hat dann schon
1917 das Bild als im Besitze des Kaisers befindlich
veröffentlicht. Es ist eine prima gemalte Studie,
in breitester Sicherheit mit wenig trüber Farbe
auf den dunklen Grund hingestrichen und in flek-
kig starkem Licht, das von oben her den Kopf
streift, flott aufgetragen. Der Rock ist tiefbraun,
das dichte lockige wuschelige Haar und der Voll-
bart tief schwärzlich braun; der Grund ist unge-
wöhnlich dunkel. Die ganz breite Malweise in flek-
kigem Dunkel sind charakteristisch für Reim-
brandt in seiner Spätzeit. Es gibt aus dem Jahre
1661 eine ganze Reihe solcher Bilder von ihm,
sämtlich mit russischen Typen. Offenbar hat er cla-

56 Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft 17

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