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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 1
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Klar, Martin: Die Tabatieren Friedrichs des Grossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0033

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Abb. l, Emailarbeiten von Jean Guillaume George Krüger

DIE TABATIEREN FRIEDRICHS DES GROSSEN
VON MARTIN KLAR
In der Kunstgeschichte der Galanteriewaren des 18. Jahrhunderts bilden die dreizehn
reich mit Brillanten besetzten Tabatieren aus dem Besitz Friedrichs des Großen, die
im Berliner Monbijou-Museum aufbewahrt werden, durch die Kostbarkeit ihrer Aus-
stattung und den persönlichen Geschmack, den sie dokumentieren, eine einheitliche
und geschlossene Gruppe kunstgewerblicher Denkmäler. Paul Seidel hat sie 1901 im
5. Jahrgang desHohenzollern-Jahrbuches veröffentlicht und vier weitere Exemplare der
gleichen Gattung im Besitz der damaligen Kaiserin, des Prinzen Albrecht von Preußen,
des Fürsten Dohna-Schlobitten und der Kaiserin Friedrich (die letzte hat keinen Bril-
lantschmuck) nachgewiesen. Damit ist die Fiste der erhaltenen Denkmäler nicht abge-
schlossen. Fünf Tabatieren sind hinzuzufügen: eine Dose aus orientalischem Achat mit
einem Stilleben von Früchten in Beliefmosaik, die durch das Vermächtnis Pli. Lenoir
in das Museum des Louvre gekommen ist (Katalog Henri Nocq, Nr. 708) (Abb. 5), dann
ein sehr reich ausgestattetes Exemplar mit der Darstellung von Venus und Adonis in
verschiedenfarbigem Golde auf undurchsichtigem rosa Emailgrund, das aus dem Besitz
der Kaiserin Alexandra Feodorowna, Gemahlin Nicolaus I., stammt und in der Eremitage
aufbewahrt wird (Abb. 2 u. 3), eine dritte Tabatiere ebendort, aus einem Festungsachat
(abgebildet Starye Gody, 1916, Märzheft, Seite 17), ferner eine Emaildose mit der Dar-
stellung des Triumphes der Venus nach dem Stockholmer Gemälde von Boucher im
Besitz des Großherzogs von Hessen (Abb. 5) und eine Tabatiere mit Perlmutterbelag und
aufgelegten Rocaillen und bunten Blumen aus Brillanten und farbig unterlegten Glas-
flüssen aus dem Besitz des Herzogs von Anhalt-Dessau (Abb. 4).
Über die Entstehungsgeschichte dieser glänzenden Folge von Denkmälern aus der Zeit
der Hochblüte der Berliner Juwelierkunst, ist nur das bekannt geworden, was sich aus
den von Seidel veröffentlichten Auszügen aus den Schatullenrechnungen Friedrich II.
entnehmen läßt. Danach fallen die vorhandenen Rechnungsbelege für Dosen »riches
en brillants« in die Jahre 1752—75. Die Lieferanten waren die Berliner Hofjuweliere
Gebr. Jordan und Baudesson. Die Herstellungskosten schwankten zwischen 4200 und
12000 Talern.
Mit diesen unzulänglichen Rechnungsauszügen, durch die die Aufwendungen Friedrich
des Großen für Galanteriewaren keineswegs in vollem Umfang zu erfassen sind, ist das
Material, das der kunstwissenschaftlichen Forschung zur Verfügung steht, nicht er-
schöpft, Unbeachtet geblieben ist eine Serie von 13 auf Pergament ausgeführten
Dosenentwürfen im Berliner Kupferstichkabinett (Inv.-Nr. 11 159—71), deren Zusam-
menhang mit der Gruppe der Monbijou-Dosen ohne weiteres deutlich ist. Dank der Auf-
findung von Restbeständen aus dem künstlerischen Nachlaß eines bisher nur dem Namen

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