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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 6
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Zuntz, Dora: Denkmäler altrussischer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0197
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Abb. 4- Schule von Jaroslawl, 17. Jahrh. Hochzeit zu Kana

erweitert zu einer reichen Anzahl Bilderreihen} um die Deesis scharen sich Erzengel
und Apostel,5 unter ihnen thront Maria mit dem Kind, umgeben von Propheten, es
folgen Patriarchen und Cherubime. Die Christus- und Mariengeschichte schmücken
die unteren und äußeren Teile des Schreins. Auch die Kanzel erhält bildlichen Schmuck.
Und zu Hausandachten wie zum persönlichen Schutz werden Ikonen von den Laien
gefordert. So beginnen neben den Klöstern die reichen Adelsfamilien ihre eigenen
Malerschulen zu gründen. Die berühmteste ist die der Familie Stroganow. Ihre
feinen Schöpfungen, dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert angehörend, sind in
der Ausstellung in Vitrinen aufbewahrt. Hier offenbart sich der westliche Einschlag
allmählich stärker in Bildern von Anhängern der »Fränkischen« Art. Die kleinen
Tafeln mit oft komplizierten, symbolischen Darstellungen sind von großer Zartheit
der Linienführung und starkem Farbempfinden.
Die Stroganow-Schule, deren Maler später zum Teil zum Zaren übergehen, gibt ver-
schiedenen Lokalschulen neue Anregungen, und die Ikonenmalerei erlebt eine späte
Blüte im 17. Jahrhundert. Sie nimmt häufig einen lehrhaften Charakter an, der sich
schon im 16. Jahrhundert ausprägt, sich aber erst im 17. Jahrhundert voll entfaltet.
In der Ausstellung vertreten eine große eindrucksvolle »Himmelfahrt Mariä« von
Simon Uschakow aus dem Jahre 1663 die Moskauer, eine naiv-erzählende, dabei
raffiniert dekorativ gestaltete Darstellung der » Geburt Christi« die Nordische Schule.
Die großen Bilder des thronenden Erlösers und der Gottesmutter werden umgeben
von zahlreichen kleinen biblisch-historischen oder symbolischen Szenen in reichster
Ausgestaltung, die weit über die anspruchslosen Darstellungen der Medaillons hinaus-
gehen, die schon früh die Hauptszene zu ergänzen oder zu erklären pflegten (Abb. 4).

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