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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 11
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0364
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des Kunstmarkts überraschen mochte. Bei der Ver-
steigerung der Sammlung von Passavant-
Gontard, die am io. und n. Mai stattfand, war
vorauszusehen, daß es um gewisse Raritäten der
frühen Meister sehr heiß zugehen würde. Daß aber
die mehr kuriose als künstlerisch oder kunstwis-
senschaftlich wertvolle Serie der F r e yd a 1 -Blät-
ter den bei weitem höchsten Preis der Auktion
brachte, bleibt verwunderlich. Der kulturgeschicht-
liche Wert dieser Blätter mag sehr bedeutend sein,
aber der vom amerikanischen Handel dafür ange-
legte Preis ist — wenigstens für europäische Ver-
hältnisse — doch sehr hoch gewesen. Weitaus eher
verständlich erscheint der Zuschlagspreis des gro-
ßen anonymen französischen Holzschnitts von

Maria mit Kind Frankreich, um 1310
Aus der Versteigerung im Kunsthaus Heinrich Hahn,
Frankfurt a. M., am 11. Juni

ca. x /| 3 o an das Antiquariat Baer & Co.; seine Be-
wertung in der Auktion lag auch nur wenig über
der Schätzung durch die Auktionsfirma. Und wenn
das herrliche Doppelbrustbild van Meckenems
und seiner Frau 38 000 M. brachte, so war dies
doch keine Zuf allsbewertung, denn es handelte sich
hier um ein Glanzstück der von Passavant-Gon-
tardschen Sammlung.
Die erzielten Hauptpreise werden in der Beilage
zum Abdruck gebracht. Relativ hohe Bewertung
fanden auch die kleinen Meister, so die Blätter des
Bekam, des Goltzius, die vierzig Hollar-Nummern,
die Ornamentstiche und die Arbeiten Ostades. Ob-
wohl man auch gelegenllich für nicht überragend
bedeutende Blätter das Mehrfache der Taxen an-
legcn mußte -—• so bei den seltenen Clair-obscur-
Holzschnitten des Goltzius und der italienischen
Meister —, so ergaben sich doch vielfach auch
günstige Einkaufsgelegenheiten für Sammler wie
für Händler, gelegentlich sogar von durch Ab-
bildungen im Katalog ausgezeichnete wichtigere
Blätter!
Die Auktion der Sammlung Model bot dann
anschließend ein anderes Bild. Da die mittleren
und kleineren Qualitäten nur bei ungewöhnlich
hübschen Exemplaren oder besonderen Baritäten
vom internationalen Handel lebhafter geboten wur-
den, ergaben sich auch bei der Model-Auktion viel-
fache Gelegenheiten für recht preiswerte Ein-
käufe. Die Chancen wurden von mehreren Samm-
lern sowie von den deutschen Händlern ausgenutzt.
Die deutschen Antiquariate bestimmten auch bei
der Versteigerung der Bibliotheken Model
und Felix Becker für die mittleren und klei-
neren Werte den Preis. Die illustrierten Bücher
des 18. Jahrhunderts fanden zu guten Preisen eben-
so ihre Käufer wie die neueren Kunstpublikatio-
nen. Während der hohe Preis für die Caricaturana

(Nr. 979 des Katalogs Model) in Anbetracht der
für Daumier in der ersten Abteilung gezahlten
Preise immerhin erklärlich schien, erregte der Zu-
schlag des Handbuchs von Fenaille über Debuoourt
zum Neunfachen der Schätzung allgemeines Er-
staunen. Delaci’oix’ Faust brachte das Doppellc,
die schöne Moreau-Folge mit dem Privileg
(Nr. no5) das Anderthalbfache der Taxe.
Wenn beide Auktionen einen Gesamtumsatz
von etwa einer Million f ü n f hundert-
tausend Reichsmark gebracht haben, so stel-
len sie sich dadurch nicht nur an die Spitze aller
Boerncrschen Versteigerungen, sondern dürften
auch die Kupferstichauktions-Rekorde sämtlicher
internationaler Flauptplätze geschlagen haben.
E.T.

NEW YORK
Die erst so günstig sich anlassende, dann aus aller-
hand Gründen fast versandete Saison ist nun noch
mit zwei Sensationen in den Auktionssälen zu Ende
gegangen. Die eine war sozusagen mehr eine Fami-
lienangelegenheit, denn es handelte sich bei ihr um


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