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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 11
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0365

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den Verkauf einer in der Tat einzig dastehenden
Sammlung frühamerikanischer Kunstmöbel — der
Sammlung Ryfsnyder aus Philadelphia — die denn
auch, glänzend vorbereitet und durchgeführt, in
den American Art Galleries Avahre Riesen -
und vielfache »Rekord«preise eintrug, darunter
$44 ooo für einen sogenannten »Tall« oder »High
Boy«, d. h. eine Hochkommode aus Mahagoni-
holz. Die Versteigerung bewies, bis zu Avelcher
Höhe man hier zu gehen gewillt ist, um sich die
besten Stücke aus »der Väter Hausrat« zu sichern.
Einzelheiten in den Versteigerungsergebnissen die-
ses Heftes.
Die zweite Sensation Avar ganz anderer Art. "Vor
Toresschluß der hiesigen Saison entschloß sich
nämlich der Sammler Carl W. Hamilton, wie es
heißt aus finanziellen Gründen, der, wie einst der
Wiener Castiglione, in größter Schnelligkeit eine
Kollektion von zum Teil ganz außerordentlichen
Gemälden zusammengebracht hatte, zwei seiner
größten und berühmtesten Perlen auf die öffent-
liche Auktion zu schicken: Piero della Francescas
einziges Werk im Privatbesitz, die kleine von Be-
renson und anderen Kennern hochgepriesene »Kreu-
zigung« auf Goldgrund, und Fra Filippo Fippis
»Madonna della Stella«, ein Wunderwerk, dem die
gleichen Experten hohes Lob gespendet hatten.
Beide Gemälde Avaren hier schon früher privatim
auf dem Markt geAvesen. Die erzielten Angebote
aber waren stets als zu niedrig abgewiesen worden.
Nun sollte die öffentliche Auktion über ihr Schick-
sal entscheiden; sollte offenbar, Avie man zuver-
sichtlich erwartete, auch ein für allemal beweisen,
daß für erstklassige Werke der New Yorker Auk-
tionsmarkt ebenso günstig sei wie der Londoner
oder irgendein anderer. So Avurde die kurze Zeit
zwischen Bekanntgabe der Versteigerung und dem
Tage der Vente, dem 8. Mai, eitrigst für Propa-
gandazwecke benützt und man hörte, daß die
»Kreuzigung« mindestens drei Viertel Millionen,
die »Madonna della Stella« aber etAva eine halbe
Million Dollar wert sei und man diese Preise auch
sicher erAvarte. Seltsamerweise aber ging dann am
Auk tionstage das vielleicht von einer interessierten
Partei lancierte Gerücht um, daß »jemand« ange-
zweifelt hätte, daß die »Madonna della Stelle« von
Filippo Lippi sei, trotzdem doch Berenson dem
Bilde sein Echtheitsattest in enthusiastischen Wor-
ten erteilt hatte. Tatsächlich Avar es auch schwer,
ein erstes Angebot von $ iooooo für den Lippi zu
erhalten, und nach vielem Zögern stieg sein Preis
langsam auf $ möooo, und Mr. Schinasi, ein New
Yorker Tabakfabrikant, wurde als offizieller Käu-
fer genannt. Ob das den heutigen Marktverhält-
nissen gemäß sehr billig erworbene Gemälde aber
als ständiger Bestandteil in,seine Sammlung über-
gehen wird, konnte nicht ermittelt Averden. Daß
Mr. Hamilton es um diesen Preis gehen ließ, rief
großes Staunen hervor. Die »Kreuzigung« wurde
um $375000 von Duveen Bros, erstanden und es

hieß, Mr. Jules Bache, der Großsammler, sei der
Mann, für den dieses Werk letzten Endes bestimmt
sei. F.
VERKAUF DER SAMMLUNG WIENER, PARIS
Die Sammlung des verstorbenen Pariser Bankiers
Philipp Wiener ist im ganzen von der Firma Jac-
ques Seligmann erworben worden. Der Kaufpreis
soll mehr als 3 000 000 M. betragen haben. Nach
einer Ausstellung der Sammlung in Paris und New
York sollen die 3oo Stücke der Kollektion, die in
der Hauptsache Gemälde alter Meister, alte Möbel
und Skulpturen enthält, versteigert werden. Zu
den interessantesten Objekten zählt das Bildnis der
Mlle. Leray de Chaumont von Trinquesse und das
Bildnis der Mlle. de Romans von Drouais. Hubert


Maria. Mittelrhein,Ende des 14. Jahrh. Unbemalt
Aus der Versteigerung im Kunsthaus Heinrich Hahn,
Frankfurt a. M., am 11. Juni

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