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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0110

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Erich Heckel Fluß zwischen Bergen. 1925

Aus der Ausstelluug der Galerie Ferdinand Möller, Berlin

man in dem jungen Glückmann auf einen lmclist
subtilen Aktmaler, der in durchaus riicht alltäg-
licher Art graublondes Fleisch seidig und zart zu
formen weiß. Landschaften von Schuchaieff, einem
räumigen Sehen verdankt und in opaken Töncn
und Schattungen Vornehmen Klang entwickelnd,
manche der von hiipfenden ßuntlichtern durch-
blitzten Boulevard-Impressionen von Korowin, der
ruhigen, gepflegten Arbeiten Masjutins setzen sich
durch. Und ein Saal mit vielerlei Entwürfen zum
Theater gewährt im Ausschütten spielfreudiger
Einfälle und Ausstattungslaunen das mannigfachste
Vergniigen. ITicr allein kommt der kindlicheGrotesk-
humor, der spezifische phantastische Schmucksinn
ßußlands zum Durchbruch. Besondcrs schlagend
die witzigen Dekorationsskizzen Dobuzinskis, die
Bühnenbilder von Benois, die geistreich formulier-
ten, his ins minutiöse Detail durchrhyIhmisierten
Figurinen von Tschechonin.

Heinrich Zilles Werk, seit Jahren immer und
innner wieder vorgeführt, bestehl, durchaus diese
scharfe Probe. Nun in der Modernen Galerie
Wertheim besonders stark mit vielen berühmt
gewordenen Blättern, mit andeutenden Notizen
und Vollpastellen, mit den selteneren Radierungen
äufgezeigt, erweist es sicli immun gegen tiber-

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druß. Gerade die lmmorfernen. Zeichnungen, die
Skizze einer leerenDaehkammer etwa, hingeworfene
Umrisse von ein paar Arbeiterfrauen, fesseln nach-
haltig. Jede Wiederbegegnung erneuert und steigert
das Erlebnis.

Die Galerie Ferdinand Möller nimmt sicli un-
verdrossen der von ihr seit jeher betreuten Meister
des Expressionismus an. Eine Sammelausstellung
hat vor allem von Kirchner, Heckel und Feininger
Vollgültiges zu bieten (Abb.).

Die moderne Abteilung des Kupferstichkabi-
nelts legt in einer ansehnlichcn Sonderausstel-
lung Rechenschaft ab von ihrer Ankaufstätigkeit
im letzlcn Jalire. Der Zuwachs ist beträchtlich,
dem Umfange wie dem Wertgehalte nach. Man
gewinnt den Eindruck, daß hier kein wesentlicher
Gesichtspunkt unberücksichtigt geblieben ist und
sowohl den rein bibliothekarischen Erfordernissen
der Vervollständigung wie den Inleressen der Schaf-
fensförderung in beispielhafter Weise genügt wurde.
Eine Arbeit, in aller Stille geübt, die den Dank
der Öffentlichkeit in liohem Maße verdient hat.
Graphik nämlich findet zur Zeit viel weniger Be-
achtung, als es den Leistungen gebührte und
gerade heute die kunstwirtschaftlichen Umstände
nahelegen. Daß wenigstens eine staatliche Samm-
 
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