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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0165
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spielerischen als schaffenden, doch immer schöp-
ferischen Geistes wie wohl noch nie zuvor neben-
einander sichtbar abgerollt. Leicht führt von liier
der Weg zu der chronologisch geordneten lleihe
der Radierungen, die Rembrandt zu allen Zeiten
geschaffen hat, nicht etwa als graphische Umbil-
dungen seiner malerischen Kompositionen, son-
dern als Inventionen unter eigenen Stilgesetzen.
Die Ausstellung ist als Vorfeier des ioojährigen
Restehens des staatlichen preußischen Museums
gedacht. Sie gibt hoffentlich die Anregung, anläß-
lich der Eröffnung des Deutschen Museums Rem-
hrandts in musealer Hinsicht mehr als bislier zu
gedenken. S.

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Nolde / Hermann Huber / Dresden / Japa-
nisches Theater / »Gezeichnet oder ge-
knipst?«

In der Galcrie Ferdinand Möller neue Ge-
mälde, Aquarelle, übermaltc Lithos von Emil
N o 1 d e. Seine Farbe hat nochmals zugenommen
an lohender lnbrunst und an Glutkraft, und ist
doch zu einer Reife und Verklärung gelangt, wie
man sie von dieser furiosen
Malerei noch nicht sah. Das
große Christusbild »So Ihr
niclit werdet wie die Kinder«
taucht die Gruppe in strömen-
des Gold, das Brand der Ver-
heißung ist und heiligesLeuch-
ten. Den Gegensatz zweier
Frauenköpfe,rotgeflannnt und
weiten Blickcs der eine, dunkel
und still der andere, um-
schließt eine ruliige Bezie-
hungstiefe und die Hoheit der
Farbe. Blumen standen nie fiil-
ligerzusammen, nie zu sallerem
Strahlen unter weißer VVolken-
keule, unter der Schwüle vio-
letten Wolkenqualms. Das
Aquarell kennl die düsteren
Tiefen verhangener Niede-
rung, sprühendsten Drciklang
gelb-roter Papageientulpen in
blauem Gefäß.

Über die außerordentliche
Matisse-Ausstellung der Ga-
lcrie Thannhauser hringt
dieses Ileft einen besonderen
Bericht.

Bei Victor Hartberg der
Züricher H e r m a n n 11 u b e r,

Idylliker der Obstgärten und
Buchten und stillen Stuben,
erfiillt von der Sommersüße
gerundeter Äpfel, aufgeboge-
ner Arme, die pflückend zum
Zweige langen, geschwellter

Nackthcit, die sich sonnt und badet. Renoir stand
dieserKunstPate, der einZug schweizerischer Festig-
keit mitgegeben ist. Eine edle Innigkeit atrnet iiber
allem. Freilich hatHuber sich den Kreis schönen Er-
kennens recht eng gezogcn. Zeichnungen in kreuz-
schraffierender Federtechnik, die sich zu melal-
lisch gewölhtem Reliefspiel der Körperdarstellung
verdichten, prägen seine Eigenart am schärfsten.
»Dr esdn er Kunst der Gegen wart« im Ver-
ein BerlinerKiinstler, »Junge Dresdner
Kunst« in der Modernen Galerie Wert-
heim: zwei Ausstellungen, die sicli zum Teil dek-
ken, jedenfalls nidit grundsätzlich unterscheiden.
Die erste ist vom Sächsischen Kunstverein zusam-
mengestellt worden, die andere vom Berliner Ver-
anstalter. In beiden ist mir Ilerbert Ebersbach mit
farbiger, breitgelockerter Malerei aufgefallen, in
beiden an den skizzistisch geistreichen, lebensbunt-
phantastisclien Darstellungen Josef Ilegenbarths
aus der Zirkuswelt und aus allerlei Lokalen wie-
der deutlich geworden, daß dieser Künstler längst
nicht die ihm gebührende Scliälzung genießt. Bei
Wertheim wären dann noch vor allem die Aqua-
relle von Eugen Ilöffmann zu nennen, ein witzi-

Tizian Fragment. Bischof und Betender (Franz von Assisi?)

Zu dem Beitrag: »Ausstellungen und Neu- Worcester, Museum

erwerbungen der amerikanischen Museen«

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