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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0230
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belgeschicliten von A. Trillhaase, Bildnisse von
Schwesig, die zierlich hcrausziselierenden Darstel-
lungen Mangolds, an die man erinnert bleibt. An-
sprechende Gaben, zurückhaltend in Thema und
Gepräge, von Cürten, Gobiet, Hurt, Sohn-Rethel;
es dominiert überhaupt das kultiviert-bescheidene
Bild oline gewichtige Ansprüche. Durch eine ge-
wisse Üppigkeit des Malwerks besticht ITeckroth,
durch knapp isolierende Fassungen Dupre. Uzarski
unterhält mit spanischen Bilderbogen. Von de Haer.
Gilles, Hoerle hat man schon entscheidendere Ein-
drücke empfangen. Äußerst blaß die Plastik; es
scheint, daß die wichtigen rheinischen Künstler
gerade dieses Gebietes der Sezession nicht ange-
hören.

Es ist ein ausgesprochenes Verdienst der Kunst-
handlung Victor Hartberg, den ostjüdischen
Außenseiter Zygmunt Menkes, der in Paris
lebt, hierher gebracht zu haben. Seine dunkel
schleiernde, weichkurvig bewegte Malerei läßt aus
der Purpurtiefe des Bildgrundes verquollene Ge-
stalten flackern, erregend in jäher Unbestimmt-
heit, eine Schauspielergruppe von dramatischer
Geste, heißäugig zur Thora drängende Beter. Auf
viele Arten gerinnt die malerische Emotion zu be-

deutendem Ungefähr, umschreibt in roten Schat-
ten einen rembrandtischen Frauenakt, rundet fast
konturenlos die fleischige Schwere von Granat-
äpfeln und Melonen, sondert aus wallendem Glu-
ten Nebelform traumbenommenen Menschenge-
sichtes. Die Farbe ist ein breitzügiger, zarter, ge-
heimnisreicher Rauch, aus clem sich welke Blu-
men bilden, legendenhaft scldichte Natur, schwan-
kende Körper. Ihr Wühlen und Verschweben hat
etwas von Weissagung. Menkes, kaum berührt von
aktuellen Formfragen, in Tizian-Traditionen hei-
misch, verkündet mit orphisch-malerischem Wort
das Ewig-Einfache.

Fe 1 ix Nußbaum , dessen intime Kunst die Mo-
derne Galerie Wertheim vorstellt, entzückt
gleichermaßen durcli die Liebenswiirdigkeit der
Anschauung wie durcli koloristische Anmut und
zarte Diktion. Mit freundlich-spöttischem Blick
nimmt er etwa die Ecke eines Posthofes auf mit
emsig hin uncl her eilenden Briefträgern in blitz-
biauen, rotbelitzten Uniformen. Oder putzige
Sportler von heute und gestern, Pärchen, die über
vergißmeinnichtfarbenes Kleinstadtpflaster stol-
pern, sein hübsch aufgeräumtes Atelier, Nizzas
Uferpromenade mit reizenden Spielzeughotels.

Dann sind da ein paar schauer-
liclie Bildchen mit Galgen und
Gerippen und rosaohrigen Rat-
ten, — bezaubernd! Ilafen-
stücke, provenQalische Land-
schaften lassen vollends den
zärtlichen Farbenschmelz zur
Geltung kommen. Die Zeich-
nungen stehen nicht nach.
Sehr schwankendesNiveau zeigt
die Frühjahrsschau des Ver-
eins der Künstlerinnen.
Respektable Leistungen von
Sala Schwarz, Lotte Laserstein,
Ilse Fischer. Den vielgemalten
Dichter Herrinann-Neiße hat
Augusta v. Zitzewitz farben-
leicht formuliert. Am besten
etliche Kinderbilder: das bunt-
blitzende Jungensporträt der
Annot, die subtil geglättete Dar-
stellung in ihr Klötzchenspiel
vertiefter Lockenköpfe von
Ima Breusing, die farbig her-
beren, schlicht und selbstver-
ständlich gehaltenenKinder der
sehr beachtlichen Grete Gsaki-
Copony.

Alfred Knispel zeigt in der
Kunstkammer M. Wasser-
vogel impressionistische Skiz-
zenbilder von blondtoniger,
durch nuanciertes Grau und
Weiß mitbestimmter Iialtung:
Strand, Stadtperipherie, Tunis.

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