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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 8
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Sydow, Eckart von: Ahnenfiguren aus Französisch-Äquatorial-Afrika
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0244
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Nr. 1160 (?) Nr. 15719 Nr. 12562 Nr. 12565 Nr. 15769

47:15,5:8,5cm 42:16:5cm 40:16:6,5cm 15:4,5 cm 57:25:8cm

Rückseite von fünf Ahnenfiguren der Ondoumbos und Osyebas
Paris, Museum des Trocadero

AHNENFIGUREN AUS FRANZÖSISCH-

AQUATORIAL-AFRIKA VON ECKART VON SYDOW

Die Erforschung der gedanklichen und gefühlsmäßigen Quellen der afrikanischen
Schnitzereien führt immer wieder auf das Ahnentum als ihre hauptsächlichste Quelle
zuriick. Wohl treten hier und da auch andere Inhalte hervor, so hohe Götter in Joruba,
Zauberwesen in derGegend an der Miindung desKongo usw., — der Wunsch Schrecken
einzuflößen, hat sicherlich manche Kriegsmaske gescliaffen. Aber ganz abgesehen von
der analytischen Frage, ob die hohe Mythologie nicht auch von der niederen, und zwar
speziell vom Ahnentum abzuleiten sei, oder ob jene Fetischfiguren nicht gleichfalls ver-
wandelte Ahnenfiguren sind, — abgesehen von solcher psychologischen Überlegung,
die auch für die Dämonenmasken von einschneidendem Belang ist, wird man immer
wieder auf das manistische Element als wesentliche Quelle der plastischen Bildnerei
verwiesen. Denn wenigstens der Quantität nach übersteigen die Ahnenfiguren alle
anderen kunsthaften Produktionen bei weitem.

Aus ihrem Keichtum wähle ich eine besonders interessante Gruppe zur nälieren Be-
trachtung, die in mancherlei Hinsicht von allen übrigen Ahnenfiguren abweicht. Es
handelt sich um eine Reihe, die dem französischen Äquatorial-Afrika, der Kolonie Gabun,
entstammt. Sie sondert sich durch ihre seltsame Grundform und ihren metallischen
Überzug aus allen anderen gleichsinnigen Dokumenten des Ahnenkultes auffällig aus.
Eine kurze Übersicht über die afrikanischen Stilprovinzen gibt mein Aufsatz »African
Sculpture« in Africa I (i 928), S. 210 ff.

Ihre Grundform kann man folgendermaßen beschreiben: Ihr Hauptteil zeigt eine
länglich-ovale, mehr oder minder flache Gestaltung, deren Innenzeichnung dem mensch-
lichen Gesichte nachgebildet ist. Diese Kopfbildung erhebt sich auf einem runden Halse,
der sich nach unten hin in zwei Arme spaltet, die sich dann wieder in etwa einem

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