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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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[Heft 13/14]
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Weinberger, Martin: Die Ausstellung von Zeichnungen der Erlanger Universitätsbibliothek: in der Münchner Graphischen Sammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0420
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der Wolgemutwerkstatt. Sie gehören, von einzelnen abgesehen, qualitativ nicht zu den
hervorragenden Stücken, aber sie sind ehrwürdig, weil sie den Kern der ganzen Samm-
lung bilden. Schon in der Wolgemutwerkstatt wird man Zeichnungen auch fremder
Meister als wertvolles Studienmaterial gesammelt haben- dieser ganze Besitz kam dann
wohl in die Hände eines Nürnberger Kunstliebhahers, der die vielen nürnbergischen
Blätter des i 6. Jahrhunderts hinzufügte; den Stoß der Flötnerzeichnungen hat er wohl
als gesclilossene Masse erworben, vielleicht als Nachlaß^ auch die Huberblätter könnten
unmittelbar aus der Werkstatt in die Sammlung gewandert sein. Mindestens ein Blatt
stammt aus Dürers Sammlung, der sorglich darauf vermerkte: »Das hat Hans Taut
gemacht von Nürnberg«$ durch diese kleine kunsthistorische Gewissenhaftigkeit ist er
unsere einzige Quelle für die Kenntnis eines mittelmäßigen Malers, den nichts so adelt
wie Dürers Anteilnahme. Im 17. Jahrhundert scheint der Neffe und Erbe Joachim von
Sandrarts, Jakob von Sandrart, die Sammlung schon ungefähr in der Zusammensetzung
besessen zu haben, die sie heute hat. War sie ihm von seinem Onkel vermacht und
hat der deutsche Vasari, auch darin dem großen Giorgio ähnlich, Zeichnungen gesam-
rnelt, umKunstproben von derHand derMeister zu erlangen, derenLeben er beschrieb? —
Um 1670 ist die Sammlung in den Besitz eines Ansbacher Markgrafen übergegangen
und 1805 kam sie auf Befehl Friedrich Wilhelms III. nach Erlangen.

Es ist der größte Reiz der Erlanger Sammlung, daß sie unmittelbar aus den Bedürf-
nissen der Kunst selbst hervorgegangen ist, daß beinahe ein Blatt das andere bedingt.
Wo gibt es heute in Deutschland eine öffentliche oder private Sammlung, von der das
Gleiche gesagt werden kann?

Paula Modersobn-Becker Sitzende alte Frau

Mit Genehmigung- der Galerie Alfred Flechtheim, Diisseldorf

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