Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:
Scharf, Alfred: Die Ausstellung vlämischer Kunst in Antwerpen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0490
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Geburt Christi Melchior Broederlam (?) Der hl. Christophorus

Antwerpen, Museum Mayer van der Bergh

DIE AUSSTELLIJNG YLÄMISCHER KUNST

IN ANTWERPEN VON ALFRED SCHARF

Die Antwerpener Ausstellung, an Umfang größer als die Schau in London 1927 und
selbst sehr viel umfassender als die unvergessene und unübertroffene Brügger Aus-
stellung 1902, zeigt alle Gebiete vlämischen Kunstschaffens von der Malerei und
Plastik angefangen bis zur Volkskunst. In der Art der Auswahl läßt sie sich der Brüsseler
Ausstelluug von 1910 vergleichen, die allerdings auf das 17. Jahrhundert beschränkt
blieb, aber mehr als die gegenwärtige die Kleinmeister berücksichtigte. In zwei Ge-
bäuden, die später als Kirche und Schule Verwendung finden werden, sind die aus
verschiedeustem Besitz geliehenen Werke untergebracht. Die Kirche in modernistisch
maurisch-byzantinischem Stil beeinträchtigt durch die bunten, stark verdunkelnden
Glasfenster den Genuß der Kunstwerke vorwiegend kunstgewerblicher Art. Dagegen
lenkt die Schule die Hauptaufmerksamkeit auf sich. Das hat seinen Grund nicht nur
darin, daß hier die Gemälde, Skulpturen, Tapisserien, Miniaturen und Handzeichnungen
vereinigt, sondern auch unter den günstigsten Lichtverhältnissen, wie sie wohl kein
Museumsgebäude besser aufweist, zu sehen sind.

Leihausstellungen nehmen wegen ihres einmaligen Charakters in besonderem Maße
die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie lassen sich deshalb eines gewissen
repräsentativen Aussehens nicht entkleiden. Trotzdem scheint mir Sinn und Wert
solcher umfassenden Überblicke auf anderer Ebene zu liegen, auf der Möglichkeit, weit
Verstreutes für kurze Zeit zusammenzusehen und zu studieren. Bedeutete die Brügger
Ausstellung von 1902 eine erste und wichtige Prüfung der vlämischen Kunstforschung,
so vermitteltendieAusstellungen inBrüssel undLondon, von einigenkleinereninBudapest

458
 
Annotationen