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trier: dom.

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ist (Fig. 429). — Die Fläche zeigt einen gelblichen Ton, worauf in einem Abstände von 16 cm rote
horizontale Doppellinien von 8 mm Breite bei einem Zwischenraum von 1 cm gezogen sind. Die Stoß-
fugen sind ebenfalls mit Doppellinien von gleicher Stärke behandelt. Die Mitte der Quaderflächen zeigt
ein fünfblättriges Röschen in rotem Ocker von 5,5 cm Durchmesser. In der mittleren Nischenwand über
dem Altare sind noch die Reste von anbetenden Figuren sichtbar, die in vorgebeugter Haltung Köpfe
und Hände vorstrecken - - diese Reste sind möglicherweise noch älter als die sonstigen Dekorationen18.

In den Gurten zur Seite des mittleren Gewölbes findet sich auf hellgelbem (Ocker-)Grunde eine schön
geschwungene, frei und bewegt aufgezeichnete Ranke, die Bahn fast ganz ohne Kontur, wie in Aquarell
flott aufgetragen. Den großen mittleren Triumphbogen nach Osten hin dekoriert eine reichere Ranke
(Fig. 430), auf hellgelbem Grunde in Weiß und Rot aufgetragen. In dem Scheitel des Bogens ein Medaillon
mit einem gelockten Kopf en face.

In dem Ostzwickel des mittleren Kreuzgewölbes, über dem Altar der Krypta, in roten Umrißlinien
eine Darstellung des Jüngsten Gerichtes. Es handelt sich sichtlich nur um die Vorzeichnung,
alle nähere Modellierung ist mit der auf den Putz später aufgetragenen Tünche entfernt worden. In der
Mitte in einer Mandorla, auf dem Regenbogen thronend, Christus, beide Hände seitwärts mit der Geste
des Weltenrichters erhoben. Hinter ihm (vielleicht gedacht als in seinem rechten Arm liegend) das Kreuzes-
scepter, zu beiden Seiten zwei Leuchter. Außerhalb der Mandorla zwei große posaunenblasende Gerichts-

* Fig. 432. Trier, Dom. Gewölbefeld in der Westkrypta.

engel. In den Zwickeln (auf der Südseite zerstört) die aus den Särgen Auferstehenden; auch die beiden
größeren Figuren in der Mitte, die anbetend dem Salvator zugeneigt sind, gehören wohl diesem Chor an
und stellen nicht etwa (worauf man aus ihrer Haltung schließen könnte) Stifter dar. Bei der schlechten
Erhaltung ist eine nähere zeitliche und stilistische Bestimmung nicht wohl möglich. Man wird im all-
gemeinen die Mitte des 13. Jh. annehmen können (Fig. 432).

Der Podest des westlichen Vorchores, der das erste westliche Joch des Domes im Mittelschiff ein-
nimmt, hatte schon von Anfang an eine niedrige Brüstung. Der Abschluß ist aber bald verändert worden.
Wahrscheinlich im Anfang des 13. Jh. wurden hier hohe Schranken aufgeführt, die auf der Innenseite
durch vertiefte Felder in reichprofilierter Einrahmung geschmückt waren19.

An der Südseite der Außenwand dieses Chores, des Nikolauschores, befanden sich figürliche Wand-
malereien, die von Wilmowsky in den sechziger Jahren noch deutlich sah, und von denen er im J. 1874
in seiner großen Veröffentlichung über den Dom Kopien gab20. Soweit man nach dem ziemlich ver-

18 Vgl. W. Schmitz im Jahresbericht IV, S. 36 u. VI, S. 52. perioden, Trier 1874. Romanische Periode Taf. VI (danach
Dort ist angenommen, daß diese Reste aus dem 12. Jh., die die Abb. bei J. Herwegen u. oben Fig. 433 u. 434). Die
übrigen Dekorationen ans dem Anfang des 13. Jh. stammen. Vgl. Malereien waren unmittelbar auf die geglätteten Quadern
auch Schmitz, Vom Dom zu Trier: Denkmalpflege 1903, S. 26. aufgetragen ; nur die Fugen waren sorgfältig verschmiert. Von

19 v. Wilmowsky, Der Dom zu Trier, Romanische Periode den Farben waren bis vor einem Jahrzehnt das Blaugrün
Taf. VI. Über die Wand vgl. Wiegand in Pastor bonus XVIII, und das Gold vor allem erhalten. Darüber lagen zwei spätere
1905. Die Wandung ist nach ihm nicht gleichzeitig mit Anstriche, einer in Rosa, der andere in Hellgrün, beide aus
der ersten Treppenanlage. dem 17. u. 18. Jh. Über diese barocke Ausmalung vgl.

20 v. Wilmowsky, Der Dom zu Trier in seinen drei Haupt- J. Hullay, Der Trierer Dom vor 100 Jahren, S. 29, 39, 41.
 
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