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Clemen, Paul
Die romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden — Düsseldorf, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.22845#0657
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trier: dom.

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Die dargestellten Szenen sind nach ihm die folgenden:

1. Der Heilige erscheint als Diakon vor dem König Childerich II. in Maestricht.

2. Der Heilige wird von zwei anderen Bischöfen feierlich geweiht unter Assistenz und Zustimmung
des Königs Childerich.

3. Der Heilige wäscht einer Reihe von Armen, die vor ihm sitzen, die Füße und trocknet dem Vorder-
sten mit einem weißen Tuche das über das Wasserbecken ausgestreckte Bein ab, mit der rechten Hand
reicht er gleichzeitig demselben vordersten Mann einen Laib Brot als Ausdruck seiner Mildtätigkeit.

4. Der Bischof Lambert wird von dem Nachfolger Childerichs, dem König Theuderich, verjagt;
zwei Getreue folgen ihm in die Verbannung.

5. Nach sieben Jahren kehrt der Bischof mit seinen beiden Dienern zurück, hinter ihm schreitet
ein Diakon, wohl der Träger der Botschaft, die den Heiligen im Auftrage des Königs zurückgerufen hat.

6. 7. Die beiden nächsten Szenen gehören zusammen und illustrieren eine Geschichte, die in der
Vita s. Landradae uns berichtet ist23. Als die h. Landrada den Tod kommen fühlte, ließ sie den Bischof
zu sich rufen, aber noch während dieser auf dem Wege war, starb die Jungfrau. Sie erscheint dann sofort
dem Bischof nach ihrem Tode und bezeichnet den Ort, wo sie begraben zu sein wünscht. Es ist nicht
ganz leicht, in diesen beiden Szenen eine Illustration der genannten Vorgänge zu sehen. Vor allem fällt
es schwer, das Halbrund als den geöffneten Himmel anzusehen, der die Seele der Landrada aufnehmen
soll. Es fehlt hier die direkte Beziehung zu dem Vorgang.

8. 9. 10. Die letzte Gruppe bringt das Martyrium des Heiligen. Die Feinde des Bischofs haben sich
im Morgengrauen seiner Wohnung in Lüttich genähert, die hier durch eine architektonische Abbreviatur
gekennzeichnet wird. Der Bischof wird von seinem Diener Baldoveus geweckt; er geht dann seinen
Feinden im bischöflichen Ornat, die Hände anbetend oder bittflehend erhoben, entgegen und wird endlich
knieend enthauptet. Wir hätten danach hier einen ikonographisch sehr merkwürdigen fast vollständigen
Zyklus aus dem Leben des h. Lambert vor uns24.

vitae des saints merovingiens de l'ancienne Belgique, 1907,
p. 20.

Vgl. über den h. Lambertus noch ausführlich mit Lit.
Chevalier, Repertoire des sources hist. au moyen-äge.
Bio-Bibliographie II, p. 2740. — J. F. X. Wurth, St. Lambert,
patron des Liegeois, legende historique, Lüttich 1834.
O. J. Th im ister, Le XII. centenaire de s. Lambert: Bull, de
la soc. art. hist. de la dioc. de Liege X, 1896, p. 331. — W. De-
chene, Der h. Lambertus, sein Leben und seine Zeit, Pader-
born 1896.

23 Vita s. Landradae abb. Belisiensis auct. Theodorico
abb. S. Trudonis: Surius, Vitae SS. IV, p. 135. — Acta SS.
Jul. II, p. 623. — Die Miracula s. Landradae: Acta SS. Jul. II,

p. 628. — Analecta Bolland. III, p. 202. - - Vgl. Bibliotheca
hagiographica latina Bolland. II, p. 703.

24 Über die Darstellung des h. Lambertus vgl. im übrigen
Detzel, Christliche Ikonographie II, S. 475. — Fr. Witte
verweist in einer Anmerkung zu dem Aufsatz von Ild. Her-
wegen auf die Darstellung der vita des h. Lambertus auf den
Flügeln des Altars zu Affeln, Kreis Arnsberg (Ludorff,
Bau- und Kunstdenkmäler v. Westfalen, Kr. Arnsberg,
Taf. 3. — Münzenberger-Beissel, Zur Kenntnis und Wür-
digung der mittelalterlichen Altäre Deutschlands, S. 32). Vgl.
auch Guerineau, Notice hist. sur le sujet de Tun des tableaux
du musee repres. Tun des traits de la vie de s. Lambert: Mem.
de la soc. statist. de Deux-Sevres IV, 1839, p. 115.

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Fig. 434. Trier, Dom. Gemäldefries im Anschluß an Fig. 433, 3.
 
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