Einleitung.
5
unterirdischen Begräbnißplätze, die zugleich Stätten der Andacht waren,
geltend. Die Formensprache ist der gleichzeitig römischen Kunst entlehnt
und lange noch mischen sich in den Bildwerken antik heidnische mit christ-
lichen Gedanken. Der nene Grundzug belebt zuerst die Gestalten, zu der
die Malerei übergeht, nachdem sie sich anfänglich nur mit symbolischen
Zeichen begnügt hat. Doch wie die technischen Mittel, gegenüber denen der
römischer! Kunst, dürftige sind, so bleibt auch dieser Gestaltenkreis der
Katakomben-Kunst ein sehr beschränkter. Christus ist nicht vor dem dritten
Jahrhundert dargestellt worden. Tod, Auferstehung, Himmelfahrt Christi
tauchen erst am Ende des sechsten Jahrhnnderts auf: die frühere christliche
Kuust hat die Mysterieu des Glaubens nie dargestellt. Den inneren
Frieden der ersten Christen wiederspiegelnd, athmen aber in diesem engen
Gestaltenkreise, bei aller Armnth der Motive und technischen Mittel, eine
stille Heiterkeit und lichte Anmuth, welche auffallend mit der Trauer uud
Trostlosigkeit coutrastireu, die aus gleichzeitig römischeu Sarkophagreliefs
uus oft so ergreifend anblicken.
Mit der öffentlichen Anerkennung des Christenthums stieg die Kunst
aus den Gräbern herauf an's Licht. Für die zu bauenden Kirchen fand
sie ein brauchbares Vorbild in der antiken Basilikenform, ebenso ver-
wendete sie zu diesem Zwecke, wie nameutlich zu Tauf- uud Grabkapellen,
die altrömischen Rundbauten. Die sich schnell entwickelnde Machtstellung
des Christenthums verlangte eine entsprechende äußere Erscheinuug; galt es
doch zugleich auch die Meuge anzuzieheu uud zu fesselu. Der Malerei
eröffnete sich somit ein weites Feld und schnell bedeckten sich das Tribunen-
halbrund und die Langwände der Basiliken, wie die Kuppeln der Rund-
banten, mit farbigem Schmuck. Die vou dem späten Alterthum, wenn
auch nur zu untergeordnetem Aufgaben, schon ausgeübte Technik des Mo-
saiks wurde die Haupt- uud Lieblingstechnik der jungen Kirche; sie kam
der, bald von Byzanz her eindringenden Prachtliebe der letzteren, wie auch
dem Lehrzweck, deu mau mit dem Malereien verband, am meisten entgegen,
indem sie die heiligen Gestalten und Geschichten in großen, glänzenden
Zügen kräftiger und eindringlicher aussprach als jedes audere Material.
Anfänglich herrschte in diesen Mosaiken das Ornament mit den älteren
Symbolen noch vor, aber bald trat an deren Stelle die eigentliche Ge-
staltenbildung und Schilderung. Auch jetzt uoch ist die Beziehuug der
diesseitigen Welt auf die jenseitige der Grundzug der christlichen Malerei;
aber es ist nicht mehr, wie in den Katakombendarstellungen, die Hoffnung
5
unterirdischen Begräbnißplätze, die zugleich Stätten der Andacht waren,
geltend. Die Formensprache ist der gleichzeitig römischen Kunst entlehnt
und lange noch mischen sich in den Bildwerken antik heidnische mit christ-
lichen Gedanken. Der nene Grundzug belebt zuerst die Gestalten, zu der
die Malerei übergeht, nachdem sie sich anfänglich nur mit symbolischen
Zeichen begnügt hat. Doch wie die technischen Mittel, gegenüber denen der
römischer! Kunst, dürftige sind, so bleibt auch dieser Gestaltenkreis der
Katakomben-Kunst ein sehr beschränkter. Christus ist nicht vor dem dritten
Jahrhundert dargestellt worden. Tod, Auferstehung, Himmelfahrt Christi
tauchen erst am Ende des sechsten Jahrhnnderts auf: die frühere christliche
Kuust hat die Mysterieu des Glaubens nie dargestellt. Den inneren
Frieden der ersten Christen wiederspiegelnd, athmen aber in diesem engen
Gestaltenkreise, bei aller Armnth der Motive und technischen Mittel, eine
stille Heiterkeit und lichte Anmuth, welche auffallend mit der Trauer uud
Trostlosigkeit coutrastireu, die aus gleichzeitig römischeu Sarkophagreliefs
uus oft so ergreifend anblicken.
Mit der öffentlichen Anerkennung des Christenthums stieg die Kunst
aus den Gräbern herauf an's Licht. Für die zu bauenden Kirchen fand
sie ein brauchbares Vorbild in der antiken Basilikenform, ebenso ver-
wendete sie zu diesem Zwecke, wie nameutlich zu Tauf- uud Grabkapellen,
die altrömischen Rundbauten. Die sich schnell entwickelnde Machtstellung
des Christenthums verlangte eine entsprechende äußere Erscheinuug; galt es
doch zugleich auch die Meuge anzuzieheu uud zu fesselu. Der Malerei
eröffnete sich somit ein weites Feld und schnell bedeckten sich das Tribunen-
halbrund und die Langwände der Basiliken, wie die Kuppeln der Rund-
banten, mit farbigem Schmuck. Die vou dem späten Alterthum, wenn
auch nur zu untergeordnetem Aufgaben, schon ausgeübte Technik des Mo-
saiks wurde die Haupt- uud Lieblingstechnik der jungen Kirche; sie kam
der, bald von Byzanz her eindringenden Prachtliebe der letzteren, wie auch
dem Lehrzweck, deu mau mit dem Malereien verband, am meisten entgegen,
indem sie die heiligen Gestalten und Geschichten in großen, glänzenden
Zügen kräftiger und eindringlicher aussprach als jedes audere Material.
Anfänglich herrschte in diesen Mosaiken das Ornament mit den älteren
Symbolen noch vor, aber bald trat an deren Stelle die eigentliche Ge-
staltenbildung und Schilderung. Auch jetzt uoch ist die Beziehuug der
diesseitigen Welt auf die jenseitige der Grundzug der christlichen Malerei;
aber es ist nicht mehr, wie in den Katakombendarstellungen, die Hoffnung