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Clément, Charles; Clauß, Carl [Bearb.]
Michelangelo, Leonardo, Raffael: mit 40 Holzschnitten und zwei lithographirten Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.71514#0052
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Michelangelo.

Statue des David, wie er sie im Hofe des Palazzo gesehen habe, in Bronze
gießen zu lassen. Er sagt, daß er die Kosten bezahlen werde, doch glaube
ich wohl, daß er im Grunde seines Herzens darauf rechnet, man werde sie
ihm schenken *)."
Die Magistratsherren scheinen sehr zuvorkommend auf die Ideen des
Marschalls eingegangen zu sein. „Wir haben gesucht, schreiben sie, wer
wohl eine Davidstatue, wie Ihr sie für den Marschall de Guise wünschet,
machen könnte, doch ist Noth an guten Meistern; indessen werden wir nicht
ermangeln unser Möglichstes zu thun." Der Marschall wurde ungeduldig,
er bittet den Gesandten seine Herren daran zu erinnern, daß er recht sehr
diese Statue wünsche. Der Gesandte fügt hinzu, „daß er sich sehr wohl-
wollend zeige und noch viel mehr verdiene." Man vertraute ihre Aus-
führung Michelangelo an und zu Ende des Jahres 1502 war sie schon
weit vorgeschritten.
Der Gonfaloniere schrieb abermals an den Gesandten, daß man die Sache
so viel wie möglich beschleunige, „aber in Sachen der Malerei und der
Bildhauerei könne man nichts bestimmt versprechen," sie werde zu Michaelis
fertig werden, wenn Michelangelo sein Wort halte, „auf welches freilich, in
Erwägung der Köpfe dieser Leute, nicht zu rechnen sei." Mit dem Karton
der Schlacht von Pisa und den für Santa Maria bestellten zwölf
Statuen beschäftigt, scheint der Eifer, mit dem Michelangelo diese Figur
in Angriff nahm, bald wieder erkaltet zu seiu, und wohl mochte er die
harten Worte verdienen, welche sein Freund Soderini nicht sparte. Im
Uebrigen fiel der Marschall, der die Königin Anna beleidigt hatte, in Un-
gnade, sodaß Michelangelo Frist erhielt.
Die Correspondenz ist jedoch von 1505 an wiederaufgenommen und
zwar bei folgender Gelegenheit. Die Republik Florenz schuldete an Frank-
reich sehr bedeutende Summen, deren Rückerstattung vom Schatzmeister
Robertet mit Nachdruck verlangt wurde. Der Gesandte Paudolfini suchte
anfänglich mit dem Könige selbst über die Sache zu unterhandeln, doch
wurde er bald gewahr, daß er ohne Vermittler nicht vorwärts kommen
werde. „Der König, sagte er, will sich um uichts kümmeru, er läßt sich
in Allem durch Andere leiten, und mit vier Worten, zur rechten Zeit ge-
*) 22. Juni 1501. Unterzeichnet: Pier Francesco Loshinghi und Lorenzo de' Medici
OrMorss axuä (Uu'iZUnuissiiuuiu. da^e, 6nrt6Ktzio, II. ^. 52. — lieber alle auf diese
Statue bezüglichen Verhandlungen, wie über einige andere wichtige Punkte aus dem
Leben Michelangelo's, siehe das Schriftchen von Reiset: IIn brours äs Mioüel-ürn^s. 1851.
 
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