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Clément, Charles; Clauß, Carl [Bearb.]
Michelangelo, Leonardo, Raffael: mit 40 Holzschnitten und zwei lithographirten Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.71514#0065
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Michelangelo.

49

Das Gesims dieses Unterbaues ward von acht sitzenden Figuren, je zwei
aus jeder Seite, gekrönt, welche die Propheten und Tugenden darstellten.
Der Moses ist eine dieser Statuen. Zwischen ihnen stand der Sarkophag,
überhöhet von einer Pyramide, welche durch die Gestalt eines Engels mit
einer Weltkugel abgeschlossen ward. Wie Vasari berichtet, gehörten zu dem
ganzen Werke vierzig Statuen, Reliefs, Engel und Verzierungen ungerechnet.
Nach ihm sollte das Gesims blos vier Figuren tragen: das thätige und
das beschauende Leben und S. Paulus und Moses. Auch spricht er von
zwei den Sarkophag tragenden Figuren, welche Condivi nicht erwähnt:
davon die eine, Cielo, der Himmel, srohlockt, daß die Seele des Julius zur
ewigen Herrlichkeit eingegangen ist, die andere, Cybele, die Erde, den Ver-
lust dieses Mannes beweint. Dieses großartige Project erlitt keine Aende-
rung bis zum Jahre 1513; da, als Julius gestorben war, reducirten seine
Testamentsvollstrecker, die Cardinäle Santiqnatro und Aginense und der
Herzog von Urbino, die Zahl der Statuen, aus welchen das Monument
bestehen sollte, aus sechs, und die Summe von 10,000 Ducaten, welche
dafür ausgesetzt war, auf 6000.
Leo X. kümmerte sich, solang er auf dem päpstlichen Stuhle saß,
wenig um das Grabmonument seines Vorgängers, sondern war nur darauf
bedacht, Florenz, feine Vaterstadt, mit Werken des großen Künstlers zu
beschenken. Er beschäftigte Michelangelo fast ausschließlich mit den Arbeiten
für die Fatzade und die Sakristei von S. Lorenzo. Während des kurzen
und strengen Pontisicats Adrians VI. konnte Michelangelo wieder an dem
Grabmal, arbeiten; aber unter Clemens VII. mußte er die Arbeit von
Neuem verlassen, um die von dem neuen Papste adoptirten Pläne Leo's
auszuführen. Um 1531 wirkte der Herzog von Urbino dem Künstler die
Erlaubniß aus, die Arbeiten an S. Lorenzo unterbrechen und das seit so
langer Zeit angefangene Monument beenden zu dürfen *). Jedoch scheint
es, als hätte er sich immer noch nicht viel damit beschäftigen können. End-
lich bei dem Tode des Papstes Clemens glaubte er seine Freiheit wieder
erlangt zu Haben und nach so langem unfreiwilligem Aufschub seinen Ver-
bindlichkeiten nachkommen zu können. Aber Paul III. war kaum Papst
geworden, als er den Künstler zu sich beries, ihn mit Artigkeiten überhäufte
und verlangte ihm seine Talente zu widmen. Michelangelo entgegnete, daß
ihm dies unmöglich, da er bereits bis zur Vollendung des Mausoleums

I Vasari, XII, l?rosp. oron., ^. 382.
Clement, Michelangelo rc.
 
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