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XXII d. Der römische Grenzwall.

Die Legio I adjutrix kann nur kurze Zeit, ums Jahr 100 hier gestanden
haben, ebenso die Legio VIII augusta nach dem Jahr 72. Die Legio XXI
rapax hat nur wenige Ziegelstempel hier hinterlassen, ihr Aufenthalt kann
nur in das dritte Viertel des ersten Jahrhunderts fallen. Zweifelhaft und
jedenfalls nur kurz war der Aufenthalt der Legio XI Claudia pia fidelis.
XXII d. Fälschlich so benannte römische Castelle und Pfahlgraben.
Vor und hinter dem Pfahlgraben, namentlich auch in der nächsten Um-
gebung von Wiesbaden liegen mannigfache Anlagen, die man zu verschiedenen
Zeiten den Römern zugeschrieben hat. Die Urheber dieser Benennungen
verdienen es immerhin, dass man sie nicht totschweigt, obschon wir wohl
wünschen, dass diese falschen Benennungen selbst endlich einmal tot wären
und nicht immer wieder gebraucht und citiert würden.
Wenn wir es jetzt besser wissen, so sind wir eben ohne uns zu über-
heben, doch auch älter geworden.
In den ältern Schriften des Nassauischen Altertumvereins stossen wir
auf verschiedene Abhandlungen und gelegentliche Notizen, welche von Castellon
und Militär-Wachstationen sprechen, und ein Vivarium mit dem Castell Wies-
baden in Verbindung bringen. Wir glauben diese Dinge hier zuerst richtig
stellen zu sollen.
1. Habel spricht 1837 (Annah II, 3, 101 und 103) von einem
Castell auf dem Neroberg und von der „bekannten Neros-Burg“.
Später wird dieselbe als Jagdvilla und 1876 (Annah V, 3, 5) mit Recht
als eine Villa besprochen. Durch einige mit dem Stempel der XXII. Legion
bezeichnete und dort gefundene Ziegel verführt, hielt man sie für einen
militärischen Zweck geweiht. In Wahrheit aber bleibt sie wTie mehrere andere
der Umgegend eine römische Villa oder ein landwirtschaftlicher Hof.
2. Der dem V. Band der Annalen (1858) beigegebene Plan bezeichnet
noch eine Wachstation vor der nördlichen Ecke des Friedhofes: dieselbe
wird 1876 V, 3, p. 61 mit Recht ohne diese Bezeichnung beschrieben, als
eine kleine Villa.
3. Eine Mauer, welche sich jenseits des Nerothals auf dem Geisberg
um die beiden gleichnamigen Höhen herumzog, wurde seit 1758 (Schenk,
Geschichtsbeschreibung von Wiesbaden) als die Umschliessung eines römischen
Vivariums oder Tiergartens angesehen.
Später 1871 (Annah V, 2, 56) hat man diesen Umzug mit allzugrosser
Energie quer durch das Nerothal gezogen, um den Tiergarten mit dem
Castell, für dessen Fleischalimentation man ihn angelegt dachte, in unmittel-
baren Anschluss zu bringen. Allein welche Lagen die Mauerreste hatten,
 
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