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XXVIII. Der römische Grenzwall
gothischen Chors fand man dessen Fensterwölbung aus Ziegeln aufgeführt,
welche die Stempel der Legio XXII, der Cohors IV Vindelicorum und der
Cohors I civium Romanorum trugen (Period. Blätter 1861 Nr. 15 bis 16
C. J. R. 1542) und östlich des Chors, namentlich auf einem 20 a 20x
grossen Raum, stiess man auf römische Gräber, 5' tief, 3' lang und U/2'
breit, aus Steinplatten zusammengesetzt und überdeckt, darin Urnen, gewöhn-
liche bauchige Henkelkrüge, viele Hundert nach der Aussage des Toten-
gräbers; auch fanden sich Amphoren mit „faustdicken Henkeln“.
Die Castellmauern selbst haben wir nicht gefunden, wir sehen aber in
seiner Umgrenzung die passende Grösse des Castells von 61 ä 81 m, wir
lernen seine Besatzung in den Ziegeln kennen, aus denen die Hypokausten
der Villa oder Mansio, die, wie wir jetzt annehmen können, keinem Castell
fehlt, erbaut waren; wir finden vor der dem Pfahlgraben abgekehrten porta
decumana die Soldatengräber und das nahe Trinkwasser. "Wenn nun auch
der ansteigende Berg auf der Ostseite keineswegs eine für Castelle normale
Lage gewährt, so hat es diese mit dem Zugmantel-Castell gemein und es
kommen äusser den angeführten noch andere sehr massgebende Gründe
hinzu, ein Castell hier zu suchen. Erstens, weil man überhaupt in der un-
gefähren Mitte zwischen Becheln und Höhr ein Castell erwarten muss, dazu
die Lage in dem offenen, der Lahn zugekehrten Emsthai, welches die Be-
wegung der Truppen nach Westen und Süden erleichterte und eine Strasse
nach dem Ausland gewährte, welche zu sperren das Castell die Aufgabe
hatte. Ja es hat der Name, welcher vom Pfarrgut der ganzen dahin ein-
gepfarrten Gegend eigen ist, in der den Dörfern Arzbach, Cadenbach, Neu-
häusel, Eitelborn, der Hof Denzerhaide und die Burg Sporkenburg liegen,
denselben römischen Anklang wie Augst — Augusta Rauracorum bei Basel
und die Bezeichnung der Kirche in der christlichen Frühzeit Augusta sacra
im Gegenhalt der Sporkenburg Augusta regia vermittelt die Tradition. Ur-
kundlich kommt die Kirche jedoch schon im 9. Jahrhundert unter dem Namen
Ouza vor.
(27) Wir haben den Pfahlgraben bereits an dem Castell vorüber, von
dem Feldweg bis zur Ems verfolgt (28). Wenn in den Wiesen sich auch
keine Spur mehr von ihm erhalten hat, so erkennt man sie doch in der alten
Richtung, wo das Feld beginnt (2), in dessen Grenzen sowie in denen des
Buschwaldes, welche längs einer vortretenden Rippe des Mühlbergs bergauf-
ziehen (3). Auch ein Flurweg, der sich östlich dem Arzbacher Wald Lang-
schied nähert und in einer sanften Mulde seine Ostseite eine Strecke begleitet,
scheint die Überreste des Pfahlgrabens bewahrt zu haben.
Wie immer im Walde, erscheint der Pfahlgraben auch hier im Buchen-
hochwald „Rothlöffel“ östlich von Cadenbach, 2300x von der Ems wieder
in ausdrucksvollem Profil (4) + 0 j 4,501 + 11 5,401— 113,60|±0.
XXVIII. Der römische Grenzwall
gothischen Chors fand man dessen Fensterwölbung aus Ziegeln aufgeführt,
welche die Stempel der Legio XXII, der Cohors IV Vindelicorum und der
Cohors I civium Romanorum trugen (Period. Blätter 1861 Nr. 15 bis 16
C. J. R. 1542) und östlich des Chors, namentlich auf einem 20 a 20x
grossen Raum, stiess man auf römische Gräber, 5' tief, 3' lang und U/2'
breit, aus Steinplatten zusammengesetzt und überdeckt, darin Urnen, gewöhn-
liche bauchige Henkelkrüge, viele Hundert nach der Aussage des Toten-
gräbers; auch fanden sich Amphoren mit „faustdicken Henkeln“.
Die Castellmauern selbst haben wir nicht gefunden, wir sehen aber in
seiner Umgrenzung die passende Grösse des Castells von 61 ä 81 m, wir
lernen seine Besatzung in den Ziegeln kennen, aus denen die Hypokausten
der Villa oder Mansio, die, wie wir jetzt annehmen können, keinem Castell
fehlt, erbaut waren; wir finden vor der dem Pfahlgraben abgekehrten porta
decumana die Soldatengräber und das nahe Trinkwasser. "Wenn nun auch
der ansteigende Berg auf der Ostseite keineswegs eine für Castelle normale
Lage gewährt, so hat es diese mit dem Zugmantel-Castell gemein und es
kommen äusser den angeführten noch andere sehr massgebende Gründe
hinzu, ein Castell hier zu suchen. Erstens, weil man überhaupt in der un-
gefähren Mitte zwischen Becheln und Höhr ein Castell erwarten muss, dazu
die Lage in dem offenen, der Lahn zugekehrten Emsthai, welches die Be-
wegung der Truppen nach Westen und Süden erleichterte und eine Strasse
nach dem Ausland gewährte, welche zu sperren das Castell die Aufgabe
hatte. Ja es hat der Name, welcher vom Pfarrgut der ganzen dahin ein-
gepfarrten Gegend eigen ist, in der den Dörfern Arzbach, Cadenbach, Neu-
häusel, Eitelborn, der Hof Denzerhaide und die Burg Sporkenburg liegen,
denselben römischen Anklang wie Augst — Augusta Rauracorum bei Basel
und die Bezeichnung der Kirche in der christlichen Frühzeit Augusta sacra
im Gegenhalt der Sporkenburg Augusta regia vermittelt die Tradition. Ur-
kundlich kommt die Kirche jedoch schon im 9. Jahrhundert unter dem Namen
Ouza vor.
(27) Wir haben den Pfahlgraben bereits an dem Castell vorüber, von
dem Feldweg bis zur Ems verfolgt (28). Wenn in den Wiesen sich auch
keine Spur mehr von ihm erhalten hat, so erkennt man sie doch in der alten
Richtung, wo das Feld beginnt (2), in dessen Grenzen sowie in denen des
Buschwaldes, welche längs einer vortretenden Rippe des Mühlbergs bergauf-
ziehen (3). Auch ein Flurweg, der sich östlich dem Arzbacher Wald Lang-
schied nähert und in einer sanften Mulde seine Ostseite eine Strecke begleitet,
scheint die Überreste des Pfahlgrabens bewahrt zu haben.
Wie immer im Walde, erscheint der Pfahlgraben auch hier im Buchen-
hochwald „Rothlöffel“ östlich von Cadenbach, 2300x von der Ems wieder
in ausdrucksvollem Profil (4) + 0 j 4,501 + 11 5,401— 113,60|±0.