Genießertyp, der jedem Novum ohne Ausnahme mit
geheuchelter oder autosuggerierter, d. h. vermeintlich
ehrlicher Anteilnahme wie einer unumgänglichen Zeit-
Manier aus falscher Scham huldigt.
Liebe Bilder, das habt ihr euch eben, all dies und
noch mehr, ganz leise nach langjähriger Trennung aufs
neue ins Ohr geflüstert... Noch sind die Besucher
nicht da... In den Commeter-Sälen regt sich kein
Schritt... Denn die Jahrhundertausstellung ist noch
nicht eröffnet... Aber in wenigen Stunden wird sie
sich dem festlichen Zustrom der verschiedenartigsten
Feinschmecker auftun.. .Wände und Postamentehaben
sich mit längst vertrauten Wundern bedeckt... Und
alle diese hohen Werke sind herrlich wie am ersten Tag.
Ja, sie sind fast noch herrlicher geworden. Denn man
sieht sie jetzt — innig beglückt — mit neuen Blicken
an, die sich in das anheimelndeLand der eigenen Jugend
zurücktasten. Sie sagen uns, daß man (wie es an der
tiefsten Stelle des „Don Carlos" heißt) „für die Träume
seiner Jugend soll Achtung tragen", und daß man„nicht
soll irre werden, wenn des Staubes Weisheit Begeiste-
rung, die Himmelstochter, lästert".
Ich kenne sie alle, alle, jeden einzelnen, jedes einzelne,
denn ich habe sie insgesamt und ihre gleichgestimmten
Geschwister jahraus und jahrein in Kritiken und Stu-
dien vielhundertmal begrüßt. Damals verwehrte man
ihnen und ihren Brüdern und Schwestern in den pein-
lichen Familien, die auf eine exklusive Reinheit hielten,
das künstlerische Bürgerrecht. Damals schienen sie
nicht genügend geschniegelt und gestriegelt. Heute
hält man sie in den nämlichen ' Zirkeln fast schon für
allzu gekämmt und gebügelt. Aber das ist nur eine
optische Täuschung. Es hat sich lediglich das Gefühl für
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geheuchelter oder autosuggerierter, d. h. vermeintlich
ehrlicher Anteilnahme wie einer unumgänglichen Zeit-
Manier aus falscher Scham huldigt.
Liebe Bilder, das habt ihr euch eben, all dies und
noch mehr, ganz leise nach langjähriger Trennung aufs
neue ins Ohr geflüstert... Noch sind die Besucher
nicht da... In den Commeter-Sälen regt sich kein
Schritt... Denn die Jahrhundertausstellung ist noch
nicht eröffnet... Aber in wenigen Stunden wird sie
sich dem festlichen Zustrom der verschiedenartigsten
Feinschmecker auftun.. .Wände und Postamentehaben
sich mit längst vertrauten Wundern bedeckt... Und
alle diese hohen Werke sind herrlich wie am ersten Tag.
Ja, sie sind fast noch herrlicher geworden. Denn man
sieht sie jetzt — innig beglückt — mit neuen Blicken
an, die sich in das anheimelndeLand der eigenen Jugend
zurücktasten. Sie sagen uns, daß man (wie es an der
tiefsten Stelle des „Don Carlos" heißt) „für die Träume
seiner Jugend soll Achtung tragen", und daß man„nicht
soll irre werden, wenn des Staubes Weisheit Begeiste-
rung, die Himmelstochter, lästert".
Ich kenne sie alle, alle, jeden einzelnen, jedes einzelne,
denn ich habe sie insgesamt und ihre gleichgestimmten
Geschwister jahraus und jahrein in Kritiken und Stu-
dien vielhundertmal begrüßt. Damals verwehrte man
ihnen und ihren Brüdern und Schwestern in den pein-
lichen Familien, die auf eine exklusive Reinheit hielten,
das künstlerische Bürgerrecht. Damals schienen sie
nicht genügend geschniegelt und gestriegelt. Heute
hält man sie in den nämlichen ' Zirkeln fast schon für
allzu gekämmt und gebügelt. Aber das ist nur eine
optische Täuschung. Es hat sich lediglich das Gefühl für
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