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Conze, Alexander
Reise auf der Insel Lesbos — Hannover, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.34182#0076
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62

Die Inschrift auf A lautet:
01 öiaaitai ’ÄaxXTjTttdSrjV MsXtStipoo Ispwteoaavta xaXco? xal a^i'w? £v t<5 Tsrapttp xal eßSop.Tjxoa'ttp xal
sxatoatip erst satecpavcuaav Tfl ts otf/^ z'7'- atscpavtp dvötvtp psta Tama? Stä ßt'ou.
Z. 2. Das u> in lepuirepaavra ist auf dem Steine unzweifelhaft deutlich.
Zuoberst auf dem Steine ist, jetzt ziemlich verwischt, der in der Inschrift erwähnte Ehrenkranz
peta raivta? abgebildet. Blumen erkennt man nicht. Das Reliefbild zeigt zur Rechten einen stehenden
Gott, dessen scheinbar unbärtiges Gesicht verwischt ist, bekleidet mit einem Chiton und Himation; mit
der Rechten stützt er sich auf das Skeptron, in der Linken hält er eine Schale über seinem Altäre. Gewiss
ist es Zeus J). Auf dem Baume, der, wie das im Alterthume so häufig der Fall war * 2), hinter dem Altäre
steht, sitzt der Adler des Gottes. Dem Altäre nahen sich von Links her, als Sterbliche in kleineren Ver-
hältnissen dargestellt, Opfernde, voran ein Knabe in kurzem Gewände, das Opferthier, ein Schaf, führend,
dann ein halbwachsenes Mädchen mit den Opfergeräthen; es trägt auf dem Kopfe eine Wanne und in der
linken Hand zum Spenden einen Prochus. Am Ende dieser Seite des Bildes steht ein Mann, der aus dem
Himation heraus die rechte Hand wie zu einer anbetenden Bewegung vorstreckt; man sieht auf den Rücken
der Hand. Dieser Mann ist ohne Zweifel Niemand anders als der in der Inschrift als durch die Errich-
tung der ganzen Stele geehrt genannte Asklepiades, des Melidoros Sohn, dargestellt in seiner priesterlichen
Amtshandlung, welche er nach der Inschrift für die Genossenschaft der Thiasitai zu deren Zufriedenheit
versehen hat.
Mehr mit Schrift und Bild bedeckt ist die zweite Stele (B). Ihre Inschrift lautet:
01 öiaoräu xat ötaaiTtoes [sja-tstpavtacav 2/tparovt'xiQV Msvsx[pötT]oo tspurteöaaaav ev t<o xal ö xat p [sjtst
pvjTpl KoßsXv] xal ’AttiXXtim aTS<pd[v]ip ypaittip ev aT^XXifl xal XT(poxr(p abv raifvi'Jtp xal a.XXop aretpavcp xr(poxT<p abv
Tat[vt]a iv ~/j too Alb? oovaytoyfl _.
Z. 3. [epuweuaaaav. Das ui ist hier auf B nicht ganz so deutlich wie auf A, mir aber doch den Zügen nach wahrschein-
lich, so wie auch Mordtmann und Postolakkas es geben. In einer Abschrift einer Inschrift aus Aphrodisias (C. J. gr. 2771)
findet sich ebenfalls die Form ispuirebaavra, wo Boeckh in das gewöhnliche a ändert. — lep<u9euaaaav mit 9 ist ein Fehler in
Mordtmanns Abschrift. Auch die Jahrszahl ist dort unrichtig abgeschrieben, so wie auch in Zeile 2, 3, 5, 6 sich Versehen finden.
Z. 7. Die Aenderung Aiou bei Petersen ist gewiss unzulässig. — Zweifelhaft bleibt mir der Schluss. Am besten scheint
zu lesen ®[i]X[a]YaD-qaao[av., was K. Keil mir auf meine Anfrage brieflich vorschlägt. Auf dem Steine steht jedoch kein t zwischen
<p und X, auch glaube ich nicht, dass hinter dem letzten a noch Buchstaben folgten. Ich bemerke noch zu der Lithographie, dass
das zweite scheinbare A in <DAA niedriger ist als das erste, dass an dem A in FAQ der zweite Schenkel im Papierabdrucke deut-
lich länger zu sehen ist und dass die angegebene Form der übrigen Buchstaben durchaus nicht zweifelhaft ist. Unmöglich sind
daher die Lesungen Leärpav bei Mordtmann und Petersens ebenso wie ^eXS-qaa bei Postolakkas.
Der in der Inschrift als ypaitTo? iv atrjX^ erwähnte erste Kranz ist auf dem Steine nicht vorhanden,
kann dem vorhandenen Platze nach auch schwerlich etwa aufgemalt gewesen sein. Die beiden Kränze
können nach einander zu verschiedenen Zeiten verliehen sein; über die Verleihung des ersten kann bereits
eine andere Urkunde auf einer Stele mit Darstellung des Kranzes existirt haben, als nach Verleihung des
zweiten die vorliegende Stele gearbeitet und in ihrer Inschrift die ältere Ehre wieder mit aufgeführt wurde.
Das Bildwerk zerfällt in zwei Theile; in dem oberen ist Stratonike, des Menekrates Tochter, in
ihrer priesterlichen Thätigkeit beim Opfer dargestellt, in dem unteren ist die Genossenschaft bei ihrer
Hauptbeschäftigung, bei der Mahlzeit, abgebildet.
Die Opferscene oben zeigt zur Rechten die Kybele in gewohnter Gestalt, sitzend, im gegürteten
Chiton, ein Obergewand über den Schooss geworfen, den Modius auf dem Haupte, die linke Hand auf das
Tympanon gestützt, in der rechten Hand eine Schale. Das Thier zu ihrer rechten Seite soll jedenfalls ein
sitzender Löwe sein. Neben Kybele, wie beide in der Inschrift ja auch ausdrücklich als die Götter,
1) Das selten vorkommende Untergewand auch an dem Zeus aus Solus s. Müller-W i es eler Denkm. d. a. Kunst II,
Taf. II, n. 15.
2) Beispiele namentlich gesammelt bei Boetticher der Baumkultus der Hellenen.
 
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