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Conze, Alexander
Die antike Gewandung — Wien, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.9506#0009
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DIE ANTIKE GEWANDUNG.

Von ^Alexander 'Hönze.

II.

Die weibliche Gewandung.

ch hob schon hervor, dass
in der Formenwelt der Tracht
der Griechinen das U n t e r g e-
wand, der Chiton, als das
Hauskleid eine so viel grössere
Rolle spielt, als in der Tracht
der Männer, weil eben das
Haus mehr die Welt des Wei-
bes war. Schicken wir uns
nun an, die sich hier bietenden
Formenreihen zu überblicken,
so finden wir als ihre Wurzel genau dieselbe einfach oblonge
Gestalt des Stoffes, auch genau dieselbe Art des Anlegens

Fig. 23. Diana im Museum zu Dresden.

und Befestigens, die wir als die einfachste beim männlichen
Chiton schon besprachen. Das Schema des zum Anlegen prä-
parirten weiblichen Chiton (Fig. 15) konnten wir ganz dem
des entsprechenden männlichen Gewandes im selben Stadium
(Fig. 1) gleichsetzen. Der weibliche Chiton ist allerdings vor-
wiegend lang, der männliche allmälig überall meist kürzer
geworden; aber es wurde bereits gesagt: lange Chitone der
Männer gab es namentlich in ältester Zeit ebensowohl, und

auch weibliche kurze werden wir finden, ja bis zur Ueber-
einstimmung des Tragens einer Exomis (vergl. namentlich
Fig. 24 und 4) bei Weib und Mann. Die wesentliche Gleich-
artigkeit muss also festgehalten werden. Da wir indessen
bei dem männlichen Chiton dessen kurze, kaum auf die Knie
reichende Gestalt als das Gewöhnlichere allein etwas näher
ins Auge gefasst haben, so wird die Gestaltung des langen
Chiton, als des beim Weibe Gewöhnlichen, jetzt ausdrück-
licher an die Reihe kommen müssen. Das Schema Fig. 15 ruft
ins Gedächtniss, wie das einfache oblonge Gewand auch hier
zum Anlegen an den Körper präparirt zu denken ist, und
Fig. 17 ist entworfen,' um die beginnende Anlegung in voller
Anschaulichkeit vor Augen zu stellen. Es dürfte kaum ein
weiteres Wort dazu nöthig sein. Wir sehen ja den halbirt
zusammengeschlagenen Stoff, seine eine Hälfte als Vorhang

Fig. 24. Wettläuferin im Vatican.

der Vorderseite, die andere als Vorhang der Rückseite des
Körpers bereits fungirend. Die mit den Kreuzen bezeichneten
Punkte sollen demnächst, durch Spangen je zwei und zwei
verbunden, auf den Schultern ruhen. Diese Verbindung ist
zur weiteren Verdeutlichung in Fig. 18 als schon zur Hälfte,
auf der linken Schulter nämlich, ausgeführt dargestellt. Wie
diese Verbindung dann weiter, und zwar von der zu beklei-
denden Frau selbst, auch auf der rechten Schulter hergestellt

die Quellen angegeben; die übrigen sind eigens für diesen Aufsatz nach dem
 
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