Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Conze, Alexander
Archäologische Untersuchungen auf Samothrake (Band 2) — Wien, 1880

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.753#0023
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
.ZLwei der auf Samothrake untersuchten Gebäude sind, wie die in ihnen vorhandenen Opferstellen
beweisen, wirkliche Tempel und zwar beide, wie aus der Form der Opferstellen hervorgeht (s. oben S. i5
und Bd. I, S. 20 ff.), dem Dienste chthonischer Gottheiten geweiht. Den einen, für welchen wir im ersten
Bande dieser Untersuchungen aus Gründen, die jetzt hinfällig geworden sind, die allgemeine Bezeichnung
„dorischer Marmortempel" gewählt hatten, nennen wir, wie weiterhin gerechtfertigt werden wird, fortan den
„neuen Tempel" zur Unterscheidung von dem zweiten, dessen Aufdeckung oben auf Seite i3 ff. erzählt ist,
dem „alten Tempel". Die noch aufgefundenen Reste dieses letzteren sind nach Hauser's Aufnahmen und
Zeichnungen und nach Bürgers Photographien auf den Tafeln II—VIII und X dargestellt, während Tafel IX
der Abdruck einer im Louvre genommenen Photographie ist. Haus er erläutert diese Tafeln wie folgt:

„Taf. II stellt den Unterbau im Grundrisse dar. Derselbe zeigt auf der nach NW. gegen den Bach hin
von alterthümlicher Polygonmauer (Ansicht Taf. III) gestützten Terrasse eine rechteckige, nach NW. orientirte
Cella. Ob die Maueransätze vor der Cella, zunächst oberhalb der Polygonmauer, von der Anlage einer Vor-
halle, die dann breiter als die Cella gewesen sein müsste, herrühren oder von sonst einer Einfassung des
Plateaus vorn, lässt sich nicht mehr erkennen; auch nicht, ob sich hier etwa Säulenstellungen befanden. Ge-
funden ist nicht der geringste Rest einer Säule.

Ausser der Polygonmauer, welche vorn die Terrasse stützt, ist, vielleicht als Theil eines ältesten Baues,
im Innern der Cella längs der Nordostmauer abermals ein Stück Mauer aus unregelmässigen Steinen erhalten.

Die Höhe des Marmorfussbodens der Cella wird durch fünf noch an ihrer ursprünglichen Stelle be-
findliche Platten bestimmt. Dieselben liegen auf einem Roste von reihenweise auf Schutterdreich gelegten
kleinen Unterlagssteinen aus weichem Material. Diese wenig solide, auch sonst auf Samothrake angewandte
(Bd. I, S. 52) Stereobatconstruction ist, wie der Grundriss zeigt, auch an denjenigen Stellen noch vielfach
erhalten, wo die aufgelegten Marmorplatten verschwunden oder doch von ihrer Stelle gerückt sind.

Die im Grundrisse bei den einzelnen Steinen angegebenen Ziffern des Nivellements zeigen, dass der
Marmorboden des alten Tempels um 2-o3 Meter tiefer lag, als der des neuen, früher sogenannten dorischen
Marmortempels.

In der Mitte der Cella sind bei A und B die Reste zweier Opferstellen ') erhalten.

Die Opfergrube A, genauer dargestellt auf Taf. IV, Fig. I, und in Ansicht auf Taf. V und VI, wird
zunächst von drei Steinen begrenzt, welche bügeiförmig aneinander gelegt gegen die Mitte eine unregelmässige

') Neuerlich ist abermals eine Opfergrube zum Vorschein gekommen im Asklepieion zu Athen (Köhler in Mittheil, des deutschen
archäol. Instituts zu Athen II, S. 233 ff.), vielleicht auch in der Tholos des sogenannten Schatzhauses des Atreus zu Mykenai (Schliemann
Mykenäi (deutsche Ausg.) S. 52; Milchhöfer in Mittheil, des deutschen archäol. Instituts zu Athen I, S. 3oa, Anm.). lieber den gewachsenen
Boden, der für Blutopfer erforderlich war: Nissen pompejanische Studien S. 286, sowie über die römischen Analogien: Christ in Sitzungsber.
der k. bair. Akademie der Wiss., hist.-phil. Classe, 1876, I, Heft II, S. 188. Die von Köhler in Mittheil, des deutschen archäol. Instituts zu
Athen II, S. 255, Anm. 1 aufgeworfene Frage ist zu verneinen. C.

6
 
Annotationen