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Conze, Alexander [Hrsg.]
Die attischen Grabreliefs (Band IV, Text) — Berlin, 1911-1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.761#0102
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IV. KÖMISCHK PERIODE.

2095.

Stele mit dem Totenführer Hermes.

Nationalmuseum, Nr. 756. — Gefunden iv Tfj
öiimn) btipnöi toO Mouffeiou (Postolakas). Dann im Var-
vakion. — Archäol. Zeitung 18S6, Anz. S. 172. 1S6S,
S. 74 (Pervanoglu). 1S72, S. 150 (Michaelis). Schöne,
Griccli. Reliefs Taf. XXIX, 11. m.Sp. 59- Sybelno. Milch-
höfer, Museen Athens S. 12, 56. Kumanudis 372S und
Ei»!. S. k€'- Beistellend abgebildet.

3095.

Weißer Marmor. — H. 0,92. Br. 0,38. — Nicht ge-
brochen, aber die Oberfläche sehr verwittert. — Der
Stelenschaft, unten zum Einsetzen zugeschnitten, geht
oben mit feiner Profilierung von Anlauf und Kyma in den
Giebel über, der mit Akroterien besetzt und im Felde mit
einem Rundschilde geziert ist. Auf der Schaftfläche sind
zwei Bildfelder übereinander eingetieft (0,27 zu 0,25 und
0,25 zu 0,13). Im oberen steht rechts leicht zuschreitend
Hermes, jugendlich, nackt bis auf die Chlamys, die über
den 1. Arm herabhängt, der Kopf mit einer Kappe be-
deckt; im 1. Arme hält er das Kerykeiou, die Rechte
reicht er einer an der andern Seite des Bildfeldes wie
zögernd stehenden Gestalt. Sie hat den Mantel von der
i. Schulter her um den Unterkörper geschlagen, das
Haar steht nach hinten in einem Schöpfe weit ab. Im
unteren Bildfelde ist in flachcrem Relief eine Lutrophoros
dargestellt, durch deren zwei Henkel eiue Binde ^eschluii^en
ist. — Die Inschrift am oberen Ende des Stelen Schaftes
ist nicht mehr zu lesen. Postolakas glaubte zu erkennen;
+AIA — AMIOY. Kumanudis nur .... IOY.

Die Stele, schon in ih
1E87 (Taf. CCCCIII) 1

li^itoi'.iiiohc:'. Bildung unserer
vandt, gebort wie diese zu
frühesten, in denen nach Demetrios von Phaleron
vor der Kaiserzeit die bildgeschmtickte Stelenform wieder
auftritt. Auf beiden erscheint auch noch einmal die in
römischer Zeit abkommende Lutrophoros, das alte Grab-
zeiclien der Unvermählten.

2096. Stele von Mutter und Sohn. Taf. CCCCLX

Grenoble, Museum. - Aus Athen (nach Trivier
und Vallentin. D'une des {/es grecques nach Gonse) dem
Museum seiner Vaterstadt Grenoble geschenkt 1789 vom
Comtc Francois d'Albert de Rions, commandant <Phm divi-
sion navatc dam /es viers de Levant. — Calalogue (Gre-
noble 1878) S. 197, n. 396. Gascttc arc/teol. IT, S. n0f.
(Trivier). Bull, de la sociM des autiquaires de Frame
iSSO,S. 140 (Vallentin). S.I55f.(Rayet). Bull, ipigrapkique
de la Gaule 188O, S. 43*"- (Vallentin). Revue des socl/tes
savanles des ddpartements. 7. S/rie, Tom. V (18S2)
S. 326fr. (Chabouillet). Loewy, Inschr. griech. Bildhauer
n. 516. Gonse, Les c/ie/s tftvuvre lies Minies de France
(1904), Sciilpture, S. 202.

Unsere Abbildung nach einer Photographie des
Herrn Charpenay.

Weißgelber Marmor. — H. 1,85. Br. 1,02. — Die
Gesichter und Hände der Relieffiguren haben sehr ge-
litten, auch sonst kleine Beschädigungen. Im Grunde
zwischen den Figuren unter deren Händen ein ganz durch
den Stein gehendes Bohrloch, wohl für einen Wasseraus-
laß modern.

Das Bildfeld nimmt mit der Einrahmung durch Seiten-
pfeiler, die einen fasziierten Flachbogen tragen, der wieder
rechtwinklig, mit Rosetten in den Zwickeln, eingefaßt ist,
den ganzen Raum der Stele ein; nach der sonst geläufigen
Form würde man erwarten, daß oben noch der Streifen
mit der Inschrift und der Giebel folgten. In Hochrelief
füllt die Gruppe zweier Gestalten, ohne daß sie den Rand
überragte, das Bildfeld. Rechts ein mit leicht vorgesetztem
r. FuÜe ruhig stehender Mann. Er trägt den Mantel um-
geworfen, der, mit dem einen Ende über den 1. Unter-
arm fallend, die Brust mit dem Chiton frei laßt. Die
1. Hand faßt die untere Partie des Mantels und rafft sie
leicht auf, so daß che nackten Füße ganz sichtbar werden.
Er reicht die r. Hand der zu ihm herantretenden Frau,
die ihn mit der 1. Hand liebkosend am Kinne faßt. Das
Haar der Frau ist umbunden, sie trägt den langen, unter
der Brust gegürteten Chiton mit Halbärmeln, darüber
den leicht umgeworfenen Mantel, der über den I. Arm
lang mit einer Quaste am Ende herabhängt, lose auf der
r. Schulter und am r. Oberarme anliegt und mit seinem
überfallenden oberen Rande nach der 1. Hüfte hingeführt
ist. Die Füße sind beschuht.

Die Gruppe ist ungewöhnlich gut erfunden und aus-
geführt, deshalb hat aber Gonse die Stele doch viel zu früh,
in das 5. Jahrhundert v. Chr., datiert. Das macht allein
der Bogen über dem Bildfelde unmöglich. Man glaubt,
ähnlich wie in der Gruppe des Künstlers Menelaos,
Mutter und Sohn dargestellt zu sehen. Zu dieser Auf-
fassung des Verhältnisses der beiden stimmt — abgesehen
vom Gegensatz der vollen Formen des jungen Mannes
zu den unter der Verwitterung erkennbaren welken der
Frau _ die besondere Geste der Liebkosung, die sonst
nur zwischen Mutter und Kind vorkommt; vgl. 150 Nachtr.
467, 72t Nachtr., 1851, 1931 und die folg. Nr.

Von dem ersten Herausgeber, auch von unserem
Robert von Schneider, der das Relief in Grenoble für
uns beschrieb, gar nicht bemerkt, steht eine Inschrift an
wenig augenfälliger Stelle, inteYieitrement dans la pmtie
du (illustre quifall, face au brau droit de lafemme (Vallentin
 
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