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Ant. Creutzer Vorm. M. Lempertz [Hrsg.]
Aachener Kunstauktion: Katalog der Sammlung des † Oberstabsarztes Dr. Dickschen Geldern: ehem. im Besitz des † Herrn Gerh. Vollrath - Crefeld ; Gemälde alter und neuer Meister, Kupferstiche, Aquarelle sowie Antiquitäten aller Art wie Arbeiten in Stein, Fayence, Glas ... ; Versteigerung zu Aachen 5. und 6. Dezember 1912 — Aachen, Nr. 42.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.21104#0008
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Zur Einführung.

Die in nachstehendem Kataloge verzeichnete Sammlung Vollrath-Dickschen
ist eine der umfassendsten am Niederrhein gewesen. Herr Gerhard Vollrath-Crefeld
hat die Kollektion im wesentlichen zusammengebracht, Herr Oberstabsarzt Dr. Dickschen
in Geldern hat sie vermehrt und durch manch glückliche Erwerbung ihr eine gewisse
Abrundung gegeben. Es ist der Hauptsache nach eine typische niederrheinische
Sammlung, die ihren Charakter der großen Zahl niederländischer, niederrheinischer
und westfälischer Möbel, den holländischen und deutschen Fayencen und dem zahl-
reichen Kupfer und Messinggerät verdankt.

Unter den Möbeln dürfte der reichgeschnitzte sog. Lutherschrank mit den
merkwürdigen, nach Ornamentstichen geschnitzten Füllungen das Hauptinteresse auf
sich vereinigen. Eine flämische Kredenz, zwei reichgeschnitzte Renaissancestollen-
schränke und eine schöne eingelegte Truhe werden auch für den anspruchsvollen
Liebhaber willkommene Sammlungsobjekte sein. Auf den hübschen Hamburger Schrank,
ein reizendes Kabinettschränkchen mit Intarsiadekor und zwei gute holländische
Standuhren sei hier noch besonders hingewiesen.

Unter der Keramik nimmt das am Niederrhein so sehr beliebte Chinaporzellan
das XVIII. Jahrhunderts mit über 130 Nummern, neben den ca. 80 Nummern Delfter
Fayencen, den breitesten Raum ein. Unter dem gut vertretenen rheinischen Steinzeug
sind namentlich viele Westerwälder Krüge. Heiß umstritten aber dürften die beiden
großen Hülser Wandschüsseln, aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts,
werden, die im Fond beinahe vollrund modelliert, die Kreuzigung Christi in reicher
Polychromie zeigen. Auch die niederrheinische Schüssel mit der geschnittenen Dar-
stellung der Kreuzigung, mit dem Datum 1730 und die große braun glasierte Hülser
Wandschlüssel mit dem Männerporträt, Wappen und der Jahreszahl 1789 stellen zwei
sehr begehrte Museumsstücke dar. Bei den deutschen Fayencen sind die Arbeiten
der Manufakturen von Bayreuth, Flörsheim, Hanau und Höchst, Jever, Nürnberg,
Potsdam, Schreitzheim und Sraßburg hervorzuheben.

Unter den Metallarbeiten sei namentlich auf eine schöne Reihe von gegossenen
und getriebenen Stand- und Wandleuchtern aufmerksam gemacht.

Die Waffensammlung ist verhältnismäßig sehr reich und mannigfaltig. Eine
Anzahl guter Hellebarden und fein geätzter Partisanen, einige interessante Schwerter,
Degen und Hirschfänger dürften dem Sammler willkommen sein. Eine schöne Halb-
rüstung, mehrere Helme und Mortons, sowie einzelne Rüstungsteile bereichern das
Bild. An die Armbrüste und Pfeile ist eine gute Suite von Pistolen aller Art an-
geschlossen.

Für ein Ortsmuseum wäre die ganze Sammlung ein prächtiger Grundstock
gewesen, leider teilt sie jetzt das Schicksal so vieler privater Sammlungen in alle
Welt zerstreut zu werden.

Hermann Schweitzer.
 
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