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Ant. Creutzer Vorm. M. Lempertz [Hrsg.]
Sammlung des verstorbenen Rittergutsbesitzers Theodor Nellessen, Aachen: Gemälde alter Meister, Antiquitäten aller Art, Glasmalereien, Tapisserien, Cordobanische Ledertapeten, Orient-Teppiche, Holzbildwerke, antike Möbel und Einrichtungsgegenstände ; Versteigerung: 9. bis 11. November 1927 (Katalog Nr. 116) — Aachen, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.22207#0011
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Zur Einführung

Für die Sammlung Nellessen ist zweierlei charakteristisch: Unbe-
schränktheit der Gebiete und gleichmäßige Höhe der Qualität. Eine Universal-
sammlung, wie sie in dieser Reichhaltigkeit uns heute nur selten begegnet. Wie
sie aber gerade für die letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts
charakteristisch ist, für eine Zeit, in der der künstlerische Gehalt aus allem
Hausrat gewichen war und in der der, wer Gutes in sein Haus bringen wollte,
auf die Kunstleistungen der Vergangenheit zurückgreifen, also sammeln mußte.

Herr Theodor Nellessen verstand die Kunst des Sammelns. Ein scharfer
Blick, ein natürliches, mit der Zeit sich immer mehr verfeinerndes Qualitäts-
empfinden und ein sicherer Instinkt für das Echte, ließ ihn immer nur auf das
Beste ausgehen und bewahrte ihn vor Fälschungen. Ohne Unterbrechung,
aber auch ohne jede Ueberstürzung ist diese Sammlung in etwa fünf Jahr-
zehnten zustande gekommen. Mit gleichmäßig verteiltem Interesse wurde nach
alten Gemälden, Skulpturen, Möbeln und Kleinkunstgegenständen gesucht.
Oft gelang diesem geschickten Sammler auf den ersten kühnen Versuch hin
ein erwünschtes Stück günstig zu erwerben, öfters aber kam er erst nach
langen, zähen Bemühungen zu dem heißersehnten Gegenstand. Ein Sammler-
typ, der schon lange ausgestorben ist, dem nicht nur die Sammlung als solche,
sondern auch die Art, richtiger die Kunst des Sammelns Freude machte. Und
der dann mit großer Genugtuung ebenso gern über das W i e und das Wie-
viel der Erwerbung erzählte, als über -das künstlerische Wesen des Objektes.
Die Sammlung durchdrang nach und nach die Einrichtung des ganzen, großen
Hauses; manche Säle sind von dem bestrickenden Reiz künstlerischer Gesamt-
wirkung und es gehört mit zu den Vorzügen dieses schönen Kataloges, daß er
uns einige dieser Sammlungsräume wenigstens im Bilde erhält.

Daß diese weltbekannte Sammlung von wirklich großem Ausmaß, das
Lebenswerk eines Kunstfreundes, nun der Auflösung verfällt, ist zu bedauern,
ist namentlich auch für Aachen bedauerlich, das damit die seit langer Zeit und
sicher auch für lange Zeit beste Kunstsammlung, die noch vor kurzem in dem
Bande „Profane Denkmäler der Stadt Aachen“, der Kunstdenk-
mäler-Inventarisation der Rheinprovinz aufgenommen wurde, verliert.

Unter den annähernd 10Q Gemälden sind nahezu alle Schulen vertreten.
Alt-Niederländer-Bilder, wie das dem Dirk Bouts zugeschriebene Altärchen
(Nr. 22), wie die Madonna mit dem Kinde und der Mutter Anna von M a b u s e
(Nr. 49), oder das eindrucksvolle Bildnis des Kölner Senators Peter Beywegh
von Antonis Moro (Nr. 62), sind der Beachtung wert und werden nur
 
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