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Crone, Max
Quellen und Vorbilder E. C. Homburgs: ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.74269#0014
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— 12 —

„Bist doch nicht Riesen-Art? Der allerschlimmste Mann
Fängt öffters durch sein Maul den grösten Lärmen an."
ist Homburgs geistiges Eigentum. Man erwartete: „der
allerkleinste Mann". Aber beide Ausgaben der Clio stimmen
in der Lesart überein. Der Stoff selbst ist antik und rührt
von Theokrit her, der ihn in 4 Distichen behandelt
(Theocriti Carmina tertium ed. Ch. Ziegler. Tubingae 1879.
Idyll 19. P. 107.) Auch die Anthologie hat ihn (IX, 548),
ferner Alciatus (Emblemata CXII). Die Franzosen ließen
ihn sich ebenfalls nicht entgehen. Ich fand ihn bei Antoine
de Baif in der Ode „Amour derobant le miel" (Evvres
en rime. Livre des Passetemps I, p. p. Ch. Marty-LaveauxIV,
238), bei Remi Belleau in der Ode „D'Amour picque
d'une mouche ä miel". (Odes d'Anacreon, ed. Gouver-
neur I, 43) und bei Ronsard (Oeuvres completes p. p.
M. P. Blanchmain 1867. II, 270). Auch der Holländer
Heinsius (Poemata 1616. S. 42) hat das Gedicht.
Zwei Elegien verwandten Inhalts hat Homburg aus
Cate übersetzt: „An die stolze Galathe" (Clio'D8b; Clio2
G8a) und: „Vita caduca, brevis" (Clio1E2a, Clio2Hlb),
Die erste, eine Mahnung an Galathe, ihrer Schönheit nicht
zu vertrauen, die bald von der Fresserin Zeit zerstört
werde, umfaßt bei Cats (De oude vrouwe spreeckt. Spiegel
S. 62) 40, bei Homburg 28 Verszeilen; die andere, die
Klage der greisen Helena über ihre entschwundene Jugend
und Schönheit enthaltend, ist wiederum genau um 12 Verse
von Homburg gekürzt worden. Bei Cats (Houwelick S. 178)
umfaßt sie 96, bei Homburg 88 Zeilen. Ursprünglich war
es die Klage nicht der Helena, sondern der Buhlerin Lais.
Urquelle ist ein aus zwei Distichen bestehendes Epigramm
der Anthologie (VI, 1). Ausoninus hat es ins Lateinische
(Epigr. LV. Ed. Jac. Tollius. 1671 p. 38.) und Opitz ins
Deutsche übersetzt (Teutsche Poemata. Witkowski's Neu-
druck 65 S. 89.). In etwas erweiterter Gestalt, 6 lateinischen
Distichen, hat es Hadrianus Marius Maclinensis (Delitiae
C Poetarum Belgicorum, huius superiorisque aevi illustri-
um. Collectore Ranutio Ghero. Francofurti 1614. III, 439.).
 
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