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KATHÄBINENALTAE IN BRÜGGE. 273

Besucher wohnlich an, und versetzt wie die ganze Ein-
richtung in lang vergangene Zeiten. Wir befinden uns im
St. Johanneshospital, seit Jahrhunderten die Zufluchtsstätte
der Kranken und Siechen.

Mit diesem Heiligthum edlen Samaritanerdienstes ist
ein Heiligthum der Kunst verbunden. In einem Neben-
raume des Johanneshospitales wird eine stattliche Summe
tüchtiger, ja hervorragender Gemälde der heimischen Schule
bewahrt. Ein Werk namentlich giebt es darunter, das seit
undenklichen Zeiten auf jeden Beschauer einen unbeschreib-
lichen Zauber ausübt und nie satt genug bewundert werden
kann. Er schildert in mild heiteren Zügen die Vermählung
der heiligen Katharina mit dem Christkinde, diese Ver-
körperung höchster mystischer Empfindung, welche aber
trotzdem nicht aufhörte auf die Phantasie der Künstler
aller Schulen einen mächtigen Einfluss zu üben.

Vor einer stattlichen Säulenhalle sehen wir den Thron joSS-
der Madonna aufgeschlagen; zwei schwebende Engel haltenvermüMung
die Krone über ihrem Haupte, sie selbst stützt mit der iina-
Rechten das auf ihrem Schoosse ruhende Christkind, welches
sich leise neigt, um der h. Katharina den Ring an den
Finger zu stecken. Die h. Katharina ist ihrer Abstammung
gemäss in königliche Gewänder gehüllt, und hat über dem
Schleier die Krone auf dem Haupte. Bar gegenüber sitzt
die h. Barbara mit einem Buche in den Händen. Gleich-
sam als Verlobungszeugen haben sich zu beiden Seiten
Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer aufge-
stellt, jener den Kelch segnend, dieser im härenen Mantel
mit dem Lamme zu seinen Füssen. Zunächst der Madonna
knieen rechts und links zwei Engel als Chorknaben ge-
kleidet. Der eine hält der Madonna das aufgeschlagene
Missale vor, welches sie umzublättern im Begriffe steht,
der andere mehr im Hintergrunde schlägt die Tasten einer
Handorgel an; mit seinen fröhlich blickenden Augen ver-
folgt er aber aufmerksam den Vorgang, die Verlobung der

Crowo, Nicderländ. Malerei. 18
 
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