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EINUNDZWANZIGSTES CAPITEL.

Bilder-Yerzeichniss.

Die Gemälde, welche beim Tode Tizian's in dessen Werkstatt zurückblieben
und sonst noch als unbezweifelt echt in Galerien vorhanden sind, aber im Verlauf
unserer Darstellung keinen Platz gefunden haben, stellen wir — nach den Landern
geordnet — in folgendem Verzeichniss zusammen:

Italien.

Florenz, Galerie Pitti No. 80: Eil dnissdesArztesVessalius
(Leinwand, Halbfigur in Lebensgrösse). Vessal erscheint hier als feister
alter Mann im Vollbart, er sitzt indem er den Ellenbogen an die Bück-
lehne eines Stuhles stützt und in der Eechten einen Folianten hält,
während die Linke mit der Brille auf der Armlehne ruht. Kopf und
Gestalt sind leicht nach links gewandt, er trägt schwarzes Wamms und
Pelzschaube. Wir haben ein beglaubigtes Bildniss Vessal's von Cal-
car, welches in dem Werke „de humaiü corporis fabrica'- Basel 1543
fol. gedruckt ist und den grossen Anatomen etwa im Alter von 40
Jahren vorstellt. Es ist immerhin möglich, dass die Jahre und zu-
nehmende Beleibtheit den Mann soweit verändert hatten, wie uns ihn
das Bild der Galerie Pitti zeigt, aber die Farbenfläche hat dermaassen
gelitten, dass kaum etwas Erhebliches von Tizian's eigner Hand übrig
geblieben ist, wenn man auch in einzelnen Bruchstücken seinen Pinsel
erkennen mag; ein ganz bestimmtes Unheil ist jedoch kaum zu fällen.
Gestochen (Gegenseite) von T. Vor Cruys.1

Florenz, Galerie Pitli No. 92: Bildniss eines Mannes in
Schwarz, die Linke an der Hüfte, in der Eechten die Handschuhe
(Leinw., Halbfig., lebensgr.). Dieses vorzügliche Bild verdient eingehen-
dere Besprechung; es gehört zu den grossartigsten Arbeiten der besten
Zeit des Meisters, nur fehlt uns leider jede Kunde über die Ent-
stehung desselben und über die dargestellte Persönlichkeit. Das

1 Es ist bemerkenswerte; dass die sogenannten Vessalius - Porträts sämmtlich
in der Physignomic von einander abweichen. Wir erwähnen das im Belvcdere zu
Wien von Moronc, irrthUmlich dem Tizian zugeschrieben, das der Ambraser Samm-
lung ebenda, welches ohne Grund für Tintoretto gilt; ein drittes, ebenfalls dem
Tintoretto fälschlich zugeschrieben, ist in der Munchener Pinakothek und das der
Galerie zu Padua, angeblich von Calcar.
 
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