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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour l'année 1872 — 1875

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger im Jahre 1871 im südlichenn Russland gefundener Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11859#0131
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verbinden ' sind und wie gross demnach die Haupt-Liicke ist. Leider jedoch ist in
Betreff dieser wichtigen Frage bisher noch keine Mittheilung veroffentlicht, so dass
die ganze Zeiclmung wenigstens vorlâufîg fast nutzlos ist.

Allein auch bei der Benutzung dieser beiden Zeielmungen Carrey's ist man,
wie niclit anders erwartet werden kann, gleich von vorn herein von ganz denselben
Grundsâtzen aasgegangen, die wir schon bei der Benutzung der Stelle Ovid"s
maassgebend gefunden haben, und so liegt mir die unerfreuliche Pflicht ob, die
Folgen dièses Yerfahrens noch weiter darzulegen.

Auch hier nâmlich hat man stillschweigend eine auf reiner Willkûhr beruhende
Voraussetzung zu Grunde gelegt und an derselben trotz aller damit nothwendi»-
verbundenen Gonsequenzen und anderer Anzeigen ihrer Unrichtigkeit bis heute
festgehalten, indem man allgemein angenommen hat, dass die Zeielmungen Carrey's
mit Ausnahme der an den einzelnen Figuren wahrnehmbaren Zerstorungen und des
kleinen mittelalterlichen Gemauers in der Mitte des Giebels Ailes so darstellen. wie
es aus der Hand des Pheidias hervorgegangen war. Und doch lehrte schon eben
dièses Gemâuer, dass hier keineswegs nur die Macht der Elemente, sondern auch
Menschenhânde eingegriffen hatten, und dies wurde noch weiter bestâtigt, als man
bemerkfe, dass, so weit jenes Gemauer reichte, die der Wand des Giebels zur
Deckung dienenden Marmor-Platten abgerissen waren, was natiirlich ebenfalls nur
durch Menschenhânde geschehen sein konnte. Doch wurde man immer von Neuem
auf die Thatsache hingewiesen, dass die beiden streitenden Gottheiten, wie man sic h
auch ihre fehlenden Extremitâten restaurirt denken mochte, dadurch stets in, eine
ganz unertragliche Beruhrung mit einander gebracht wurden, und dass der ganzen
Situation selbst mit den klâglichsten Nothbehelfen, wie z. B. mit den Phrasen von
einem „sem 'Oebiet uberschreitenden" oder „sich auf sein Oebiet zurùclcziehenden" Po-
séidon, kein eines grossen Kûnstlers auch nur im Entferntesten wiirdiger Sinn al)zn-
gewinnen war.

Ware man also bei dem BekanntwTerden von Carrey's erster Zeiclmung zur
Erkenntniss der von Pheidias den beiden Gottheiten beigelegten Handlung gelamrt.
wozu man, wie wir gesehen haben1. schon damais aile nothigen Hiilfsmittel in den

1 Siehe olien p. 84 — 01.
 
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